Rhina-Chronik

In der Ruprik „Rhina-Chronik“ sollen wesentliche Jahresereignisse für den Ort Rhina dargestellt werden. Soweit keine Quellenangaben bei den einzelnen Textstellen erfasst sind stammen die Informationen aus dem Buch „Rhina im Spiegel seiner christlich-jüdischen Vergangenheit“ von Harald Neuber. Das Buch kann beim Heimatverein Rhina erworben werden.


Die Rubrik Rhina-Chronik wird sukzessive um weitere Jahre ergänzt.

Die jeweiligen Jahresberichte des Männergesangvereins (MGV) werden ungekürzt für die jeweiligen Jahre veröffentlicht. Der MGV Rhina bestand von 1924 bis 2011. In dieser Zeit war er ein wesentlicher Bestandteil des dörflichen Kulturlebens und der einzige Verein der sein Wirken lückenlos schriftlich festgehalten hat. Die ehemaligen Sänger Reinhard Hauschild und Hans Leimert haben die Berichte von Handschrift in Maschinenschrift übertragen.


Sollten sie liebe Leserin / lieber Leser Informationen in einzelnen Jahren vermissen oder das oben erwähnte Buch erwerben wollen, können sie sich an den Verfasser der Rhina-Chronik, Kurt Bolender wenden. E-Mail: kurt.bolender(at)t-online.de

1970 - 1979

1980 - 1989

1990 - 1999

1960 - 1969

2000 - 2009

1960 - 1969

1960 - 1969

Rhina-Chronik 1930 – 1939

Die Theatergruppe des Männergesangvereins

Am Fastnachtssonntag, 26.2.1933 veranstaltet der Gesangverein einen Theaterabend mit Tanz.


Den Beginn der NS-Herrschaft kommentierte der Volksschullehrer Otto Schröder mit den Worten:
„Man spricht von einer nationalen Revolution.“ 


Der Lehrer notierte die Ergebnisse der Reichstagswahl vom 5. März 1933:


NSDAP: Rhina 86 / Hünfeld 5282

SPD: Rhina 94 / Hünfeld 640

KPD: Rhina 3 / Hünfeld 179

Zentrum: Rhina 9 / Hünfeld 7403

Schwarz-Weiß-Rot: Rhina 4 / Hünfeld 256

DVP: Rhina 5 / Hünfeld 40

Christlichsoziale Staatspartei: Rhina 34 / Hünfeld 138

Deutsche Staatspartei: Rhina 21 / Hünfeld 34


Wahlberechtigte: Rhina 340 / Hünfeld 15387



Wahl der Gemeindevertretung und Ausschluß der gewählten jüdischen Vertreter


Bei der Wahl zur Gemeindevertretung am 12. März 1933 waren gewählt worden:

der Landwirt und Müller Valentin Lotz, der Kaufmann Nathan Nußbaum II, der Installateur Philipp Will, der Fruchthändler Salli Klebe, der Schreiner Andreas Klebe, der Viehhändler Seligmann Bacherach, der Landwirt Jakob Gutberlet, der

 Kaufmann Moritz Viktor II, der Schmied Georg Lübeck, der Schlosser Valentin Doll, der Viehhändler Isaak Katzenstein III, der Landwirt Philipp Rohrbach. Der am 25. März 1894 in Rhina geborene Philipp Rohrbach wurde zum Bürgermeister gewählt. 

Die Liste mit dem Wahlvorschlag trägt folgenden Vermerk

Auf Grund Anordnung des Landratsamts und der Kreisleitung (der) N.S.D.A.P. sind die israelitischen Mitglieder aus der Gemeindevertretung zurückgetreten.“


Gestrichen wurden: der Kaufmann Nathan II. Nußbaum, der Fruchthändler Salli Klebe (Rafaels Sohn), der Viehhändler Seligmann Bacharach, der Kaufmann Moritz II. Victor, der Viehhändler Isaak III. Katzenstein, der Viehhändler Willi Katzmann, der Lehrer Siegfried Oppenheim, der Fellhändler Salli Klebe (Sekkels Sohn) und der Anstreicher Valentin Ruppert.

Im weiteren Verlauf des Jahres fanden Wahlen zu Beigeordneten und Schöffen statt bei denen kein Jude mehr zugelassen war. Somit waren die jüdischen Mitbewohner schon im ersten Jahr der Machtergreifung aus allen Ämtern herausgedrängt worden.


 

Zum 1. Mai 1933 berichtete Otto Schröder:


Der Feiertag der nationalen Arbeit. Das Dorf war mit Tannengrün geschmückt. Eine Kapelle war verpflichtet. Abends, 8 Uhr, Übertragung der Arbeitsprogrammrede des Reichskanzlers. 9.15 (Uhr) Fackelzug durch Rhina. Alle Einwohner waren beteiligt. Vor der Gastwirtschaft Rohrbach sprach der Redner Metz. Die Schlußansprache hielt Gewecke, Wetzlos. Die Jugend und auch die Älteren wollten zu ihrem Recht kommen: Es wurde getanzt bis gegen 5 Uhr.“


Der Männergesangverein nimmt geschlossen am Fackelzug durch Rhina teil und singt anschließend vor der Gastwirtschaft Rohrbach. (Im Jahresbericht des Vereins dokumentiert.) 
 

Gründung einer freiwilligen Feuerwehr
 

In der Festschrift zur 1000-Jahrfeier wird hierzu vom damaligen Schriftführer der Feuerwehr, Jörg Becker, berichtet. Die Freiwillige Feuerwehr Rhina (FFw) wurde am 29. August 1933 gegründet. Vorher bestand eine Pflichtfeuerwehr.

Vorstandsmitglieder:

1. Vorsitzender Andreas Webert
2. Vorsitzender Heinrich Will
Schriftführer Adam Sippel
Kassierer Heinrich Maul
Zeugwart Georg Becker
Spritzenmeister Ernst Maul

Zur Gründungsversammlung fanden sich 30 Kameraden ein.

 

 

9. Jahresbericht des Männergesangvereins

 

Die Mitgliederbewegung:

 

Bestand zu Beginn des Jahres: 45 / aufgenommen: 1 / ausgeschieden: 3
Bestand: 43
davon sind aktive Sänger: 35 / passiv: 5 / Ehrenmitglieder: 3

 

Das vergangene Vereinsjahr war ein äußerst tätiges und reges. In ihm vollzog sich auch der politische Umschwung, welcher auch in unserem Vereinsleben Wandlungen mit sich brachte und eine Gleichschaltung des Vorstandes nach sich zog. Die Übungsstunden wurden wie üblich regelmäßig sonnabends abgehalten. Am Fastnacht-Sonntag wurde als Auftakt des neuen Vereinsjahres ein Theaterabend mit Tanz veranstaltet. Von Mitgliedern wurden die beiden Stücke „Ein Kreuz im Tannengrund“ und „???“ aufgeführt und waren ein voller Erfolg für die Mitwirkenden. Zum anschließenden Tanz spielte die Kapelle Bätz (R) Burghaun. Am 23. März wurden unserem verehrten Chormeister die beiden Lieder „In einem kühlen Grunde“ und „Das Lieben bringt groß Freud“ zu seinem Geburtstag gesungen. Zur Gefallenen-Gedenkfeier am 12. März wirkte der Verein mit den beiden Chören „Über den Sternen“ und „Ich hatt` einen Kameraden“ mit. In Folge der nationalen Erhebung wurde der 1. Mai zum „Tag der Arbeit“ erhoben. An diesem Tag fand ein Fackelzug durch unseren Ort statt, an welchem der Verein geschlossen teilnahm. Nach Beendigung des Fackelzuges wurde vom Verein am Hofe des Vereinslokals das Rheinlied „Was singt und klingt es...“ vorgetragen. - Der Mutter unserer Mitglieder Georg und Adam Lübeck wurde zu ihrem 80. Geburtstag am 15. Mai ein Ständchen mit den beiden Liedern „Wie feierlich und stille...“ und „Über allen Wipfeln ist Ruh“ dargebracht. - Am 24. Mai brachte der Verein den Schwiegereltern unseres Sangesbruders Adam Lübeck, dem Jubelpaar Breul, Neukirchen, zur Goldenen Hochzeit ein Ständchen mit den Liedern „Lobe den Herrn“ und „Heilig, heilig“. - Am 6. Juni wurde unserem neuen Bürgermeister, Sangesbruder Philipp Rohrbach, zu seinem Amtsantritt ebenfalls ein Ständchen mit den Liedern „In einem kühlen Grunde“, „Würziger ….“ und „Mägdelein hab acht“ gebracht. Eine anschließende kleine Feier, welche unser Sangesbruder Ph. Rohrbach im Vereinslokal gab, brachte den Vereinsmitgliedern einige gemütliche und frohe Stunden. Das Probesingen fand am 11. Juni in Langenschwarz statt, wo von unserem Verein das Bundeslied „Nun fangen die Weiden zu blühen an“ auch einmal allein vorgetragen wurde. - Die politische Umwälzung brachte uns Rhinaern auch wieder das Wesen und die Sitten und Gebräuche unserer germanischen Vorfahren in Erinnerung.. Die altgermanische Sitte der Sonnwendfeier fand bei uns am 21. Juni als Sommersonnenwende auf dem sogenannten Hunsrück statt. Bei lodernder Flamme hielt unser Chormeister eine zündende Rede über Wesen und Sinn derselben. Der Verein trug die Lieder „Trittst im Morgenrot daher“ und das „Rheinlied“ vor. - Am 25. Juni wurde das Bundesfest in Bodes abgehalten. Als Pflichtchor sang der Verein „Mägdelein hab acht“ und als Bundeslied „Nun fangen die Weiden zu blühen an“. Ein Fässchen Bier nach dem Festzug sorgte für einige gemütliche Stunden.

 

 

Am 15. Juli wurde unserem scheidenden Sangesbruder und langjährigen Kassierer, Georg Rohrbach, der seinen Wohnsitz nach Hersfeld verlegte, zum Abschied „Unter allen Wipfeln ist Ruh“ und „Das Lieben bringt groß Freud“gesungen. Anschließend wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. In einer darauf folgenden kleinen Abschiedsfeier, die uns Sangesbruder Rohrbach bereitete, ver- lebten wir einige gemütliche Stunden. - Ebenfalls schied am 1. Oktober unser ehemaliger Kassierer und Sangesbruder Albert Lehnhardt infolge Wegzuges nach Hersfeld aus dem Verein aus. Als Abschied wurde ihm vor seinem Hause ein Ständchen mit den Liedern „Es scheinen die Sternlein..“ und „Wenn die Quellen...“ gebracht. Sangesbruder Lehnhardt wurde alsdann ebenfalls als Ehrenmitglied ernannt. - Am 1. Oktober sang der Verein zum Erntedankfest in der Kirche „Großer Gott wir loben dich“. - Nach fast 10jährigem Bestehen trat zum ersten Mal auch der Tod an unseren Verein heran. Hatten wir seit unserem Bestehen nur an freudigen und feierlichen Veranstaltungen mitgewirkt, so sollten wir nun dem Tode das Geleit geben. Die Gattin unseres Sangesbruders Karl Gippert begleiteten wir auf ihrem letzten Gang. Am Sarg vor ihrem Haus sangen wir „Ruhig ist des Todes Schlummer“ . Als sich die Erde über ihr schloss erklang als letzter Gruß „Über den Sternen“. Zum Zeichen des Gedenkens legte der Vereinsführer im Namen des Vereins einen Kranz nieder. - Am 2. Dezember veranstaltete der Ortsbauernverein Rhina einen Filmabend, an welchem der Verein mit den Liedern „Von fern erklingt ...“, „Zu Straßburg auf der Schanz“ und „Ich hatt` einen Kameraden“ mitwirkte. In Abwesenheit des Chormeisters wurden die Lieder von Heinr. Will geleitet. - Am Weihnachtsabend wirkte der Verein durch die Chöre „Alle, die … Gott zu Ehren“ und „Heilge Nacht, ich grüße dich“ in der Kirche mit. - Anschließend an die Gesangstunde am 18. Januar gedachte der Vereinsführer der 63. Wiederkehr der Reichsgründung, und mit einem „Sieg heil“ auf Reichspräsident, Reichskanzler, Regierung und Vaterland schloss er seine Ausführungen. Der Verein schloss sich mit dem Liede „Ich grüß dich mein Heimatland“ an. Im Januar wurde die Aufnahme in den Deutschen Sangesbund vorgenommen.

 

Rhina, den 10. Februar 1934

Der Schriftfürer
Heinrich Lotz

bestätigt: Der Vereinsführer
Manns


Fehlendes Protokollbuch aus der Nazi-Zeit

 

Auffällig ist im Gemeindearchiv das Fehlen eines Gemeindeprotokollbuches der Gemeinde Rhina zwischen 1934 und 1946. In dieser Zeit ereigneten sich die entscheidenden Maßnahmen gegen die Juden, sodass davon ausgegangen werden kann, dass der damalige Gemeindevorstand das kompromittierende Buch hat verschwinden lassen.

 

Lehrer Schröder schreibt in der Schulchronik

 

„Erntedankfest 1934 / Das Erntedankfest wird als nationales Erntedankfest gefeiert. Die Gemeinde versammelt sich – ausnahmsweise – auf dem Kirchhof. Die Ernte war gut und reichlich.


Vorkommnisse gegen jüdische Bürger

 

Der Gendarmeriewachtmeister Wolf zu Neukirchen meldete am 23. April 1934 an den Hünfelder Landrat, „betr. Bericht über die politische Lage usw.“: „Die von folgenden in Rhina ansässigen jüdischen Familien Sally Klebe, Isaak Katzenstein III., Viktor Viktor, Samuel Viktor II., Simon Katz, Nathan Nussbaum III. und Leopold Katz bewohnten Häuser wurden in der Nacht vom 31. März zum 1. April 1934 (Ostern) mit einem schmutziggelben Kalkanstrich beschmutzt. Es waren zum Teil die Haustüren, die Fensterscheiben, die Fachwerkwände und das Mauerwerk angestrichen worden. In der Nacht vom 2. zum 3. April wurden wiederum dem Sally Klebe mehrere Fensterscheiben mit einem Stein und einem Stück Brett eingeschlagen. In der Nacht vom 14. zum 15. April wurden dem Nathan Nussbaum II. mit Steinen 2 Fenster eingeworfen. In der Nacht am 15. zum 16. April wurde dem Feist Katz mit Steinen 1 Fenster eingeworfen. Weiter wurde in der Nacht vom 19. zum 20. April dem Isaak Katzenstein III. sein Wohnhaus bzw. das Dach mit Steinen beworfen. In all diesen aufgeführten Fällen kommen nur die Burschen, welche zum Teil der S.A. und der H.J. angehören, in Frage. Jedoch konnte bis jetzt keiner der Täter ermittelt werden. Die Täter, welche mit Bestimmtheit in Frage kommen, bestreiten die Tat. Nach den bis jetzt wahrgenommenen Verlautbarungen soll damit bezweckt werden, dass die jüdischen Familien von Rhina fortziehen sollen. Weiter wurde am 13. April 1934 gegen 12 Uhr in Wetzlos der Bauer Christian Vollmar von S.S.-Leuten durch List in einem Personenwagen weggeholt und im Walde zwischen Wetzlos und Solms abgesetzt und dortselbst geschlagen, dass er besinnungslos liegenblieb und nachdem den Arzt in Anspruch nehmen musste. Die Täter sind bis jetzt auch nicht ermittelt worden. Anzeige hierüber wurde von mir am 16. April an das Landratsamt erstattet.“


Auch gegenüber den Juden wurde alsbald körperliche Gewalt angewendet. Gendarmeriewachtmeister Wolf zu Neukirchen berichtete dem Kreisleiter der Gendarmerie am 25./27. April 1934 ergänzend: „Auch wurden mehrere Klagen laut, daß die jüdischen Personen des Abends auf der Straße mit Steinen beworfen worden.“ Wolf fügte hinzu: „In all diesen Fällen sind verschiedene Personen von Rhina, welche der Partei bzw. der Hitler-Jugend angehören, die Triebfeder und auch vermutliche Täter. Jedoch war die Ergreifung nicht möglich.“ Der Landrat meldete die Vorfälle weiter an den Polizeipräsidenten in Kassel. Wegen der Beschmutzung der Häuser wurde bei der Amtsanwaltschaft in Hanau Anzeige erstattet. Der Polizeipräsident antwortete am 8. Mai 1934 und ordnete an, dass sich der Landrat „mit den örtlichen SA.- und SS.-Dienststellen, der H.J. und der Kreisleitung in Verbindung“ setzen sollte, um darauf hinzuweisen, „dass derartige Vorkommnisse künftig unter allen Umständen zu unterbleiben haben“.

Der Landrat richtete demgemäß am 12. Mai 1934 ein Rundschreiben an den Sturmbannführer Senftleben in Hünfeld, an den S.S.-Sturmführer Wedler in Burghaun, an den Unterbannführer der H.J. Ofzanka in Buchenau und an den Kreisleiter Hochhaus in Hünfeld: „In letzter Zeit sind wiederholt Ausschreitungen gegen Juden vorgekommen. Da die Täter sich mit bestimmter Sicherheit in den nationalsozialistischen Teilen der Bevölkerung, mit aller Wahrscheinlichkeit auch in den Reihen der S.A., S.S. und H.J. befinden, ersucht mich der Herr Polizeipräsident – Staatspolizeistelle – in Kassel unter dem 8. d. Mts. nochmals ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass derartige Vorkommnisse künftig unter allen Umständen zu unterbleiben haben.“

 

Rhinaer jüdische Frontsoldaten aus dem 1. Weltkrieg schreiben einen Beschwerdebrief

 

Weil die nationalsozialistische Regierung betont militaristisch auftrat, glaubte die jüdische Gemeinde, auf dieser Ebene besser mit ihr kommunizieren zu können. Die nationalsozialistische Propaganda beschwor das Heldentum des angeblich im Felde unbesiegten deutschen Heeres im Ersten Weltkrieg. Bekanntlich hatten auch Juden im kaiserlichen Heer gedient und ihren Blutzoll entrichtet.

Der „Reichsbund jüdischer Frontsoldaten“ zu Rhina trug am 16. April 1934 seine Klagen vor: „Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, Waldeck, Kassel: „Mit dem heutigen möchten wir Sie von Vorkommnissen in Kenntnis setzen, die in letzter Zeit innerhalb unseres Ortes geschehen sind, und bitten Sie, wenn Ihnen die Möglichkeit dazu gegeben ist, für Abhilfe Sorge tragen zu wollen. Es mehren sich seit einiger Zeit die Fälle, daß bei hiesigen jüdischen Häusern Fenster eingeschlagen wurden, Türen und Fenster bzw. Häuser mit Kalk beschmiert, ja dass sogar die Fenster von den Türen des Eingangs der Synagoge mit Kalk beschmiert wurden. Diese Sachen sind seit 14 Tagen zur Anzeige gebracht worden, jedoch wurden gestern und vorgestern abend wieder Fenster eingeschlagen. Man kann es nicht wagen, abends die Dorfstraße zu passieren,ohne daß man von einem Hagel Steine empfangen wird. U. a. wurde unser Ortsgruppenführer, der kriegsbeschädigt und schwerhörig ist, mit Steinen beworfen. Hier befindet sich auch eine jüdische Gastwirtschaft, deren Inhaberin Witwe ist und auch einen Sohn fürs Vaterland geopfert hat. Dieselbe ist darauf angewiesen, von dem Besuche jüdischer Gäste zu leben. Es ist unmöglich, diese Frau weiter zu besuchen, da die Gaststätte meistens belagert wird und die Gäste beim Nachhausegehen verfolgt, geschlagen und mit Steinen beworfen werden. Von den Tätern ist bis jetzt noch keiner erkannt worden.

Mit kameradschaftlichem Gruß / Isak Oppenheim.“

 

Der Landrat schrieb an den „Reichsbund jüdischer Frontsoldaten“, z. Hd. Herrn Isak Oppenheim, dass er auf Veranlassung der Staatspolizeistelle in Kassel „sämtliche Dienststellen der S.A., S.S., H.J. und der Kreisleitung“ gebeten habe, „ihrerseits darauf einzuwirken, dass solche Ausschreitungen künftig unter allen Umständen unterbleiben“

 

Weil auf diesen Bericht hin keine Besserung eintrat, meldete sich der „Reichsbund jüdischer Frontsoldaten“ am 31. Juli 1934 noch einmal bei der Staatspolizei in Kassel. Er berichtete über neuerliche Sachbeschädigungen und wies auf die wirtschaftliche Lage der Geschädigten hin: „Eine Anzahl jüdischer Familien in Rhina, die sich in sehr bedrängten wirtschaftlichen Verhältnissen befinden, sind seit Wochen nicht mehr in der Lage, die zerschlagenen Fensterscheiben ersetzen zu lassen. Ein Betreten der Straße nach Einbruch der Dunkelheit ist völlig unmöglich, da jeder, der dies tut, mit Steinen und Holzscheiten beworfen wird. Unsere Ortsgruppe Rhina bittet im Namen ihrer Gemeinde, die nicht weniger als 13 ihrer Mitglieder während des Weltkrieges geopfert hat, dringend um Schutz, und wir gestatten uns, diese Bitte an Sie weiterzugeben.“740 Die Staatspolizeistelle forderte daraufhin den Landrat auf, „mit allen zu Gebote stehenden Mitteln dafür zu sorgen, dass die öffentliche Sicherheit und Ordnung in Rhina wieder hergestellt wird.“ 741

 

Überfall auf Lehrer Siegfried Oppenheim

 

Der Lehrer Siegfried Oppenheim schrieb 1934 in sein Tagebuch: „Am 23.6.1934 kamen 15 SS-Männer, die nicht ortsansässig waren, nach Rhina und stürmten in meine Wohnung, nachdem sie erst den Viehhändler Siegfried Katzenstein im Keller seines Hauses blutig geschlagen hatten. Sie forderten von mir, ihnen sämtliche Schriftlichkeiten und Dokumente historischer Natur zu übergeben, die ich im Laufe der Zeit über die jüdischen Gemeinden in Burghaun, Hersfeld, Hünfeld und Niederaula verfasst hatte. Diese originalhistorischen Schriften, die außerordentlich wichtig waren, sind für alle Zeiten vernichtet worden. Mich griff man nicht physisch an, dank der Anwesenheit einer christlichen Näherin, die sich zufällig in meinem Haus aufhielt.“

 

 

10. Jahresbericht des Männergesangvereins

 

Die Mitgliederbewegung:

 

Bestand zu Beginn des Jahres: 43 / aufgenommen: - / ausgeschieden: 7
Bestand: 36
davon aktive Sänger: 28 / passiv: 4 / Ehrenmitglieder: 4

 

Das Jahr 1934 war wiederum ein reges, leider mit Trauer durchzogen, aber auch mit Erfolg gekröntes Vereinsjahr. - Die Übungsstunden wurden wie üblich fast regelmäßig wieder sonnabends gehalten. Leider riß der Tod gleich zu Beginn des Jahres eine Lücke in unsere Reihen. Am 17. Feb. verstarb unser lieber Vereinswirt und Ehrenmitglied Heinrich Rohrbach.Mit ihm ging ein alter ehemaliger und treuer Anhänger und Förderer unseres Vereins von uns. Gern und freudig stellte er bei der Gründung seinen Saal als Übungslokal zur Verfügung und hatte für alle unsere Wünsche stets ein offenes Herz.. Am 20. Februar trugen ihn seine Sangesbrüder zur letzten Ruhe. Vor seiner Wohn- und Wrkungsstätte sang ihm der Verein „Wie sie so sanft ruhn“. Am Grab erklang als letzter Gruß „Über den Sternen“. Der Vereinsführer dankte ihm nocheinmal für alles, was er dem Verein gab und legte zum Zeichen des Gedenken einen Kranz nieder. - Am 23. März brachte der Verein seinem Chormeister zum Geburtstag ein Ständchen mit den Liedern „Ach, du klarblauer Himmel“, „Wenn der Frühling auf die Berge steigt“ und „Das Lieben bringt groß Freud“. - Zur Maifeier wurde mit anderen Bundesvereinen zusammen in Neukirchen „Wach auf du deutsches Land“ und „ …. mit Segen“ gesungen. - Am 4. Juni fand in Oberhaun das erste Wertungssingen, welches alljährlich im Deutschen Sängerbund einheitlich durchgeführt wird, statt. Unserem Chormeister war es durch eine Reise nach Frankfurt nicht möglich seinen Verein in Oberhaun selbst zu dirigieren.

Kreischormeister Fischer trat für ihn ein. Die beiden Wertungslieder“Wach auf, du deutsches Land“ und „Rüttele, schüttele, ...“, ein Trinklied, wurden von ihm als gut vorgetragen anerkannt. Unsere Sänger, die unter veränderter Aufstellung und unter einem fremden Chormeister antreten mußten, haben hier wiedereinmal gezeigt, daß die zähe, unermüdliche und zielbewußte Arbeit unseres verehrten Chormeisters gute Früchte getragen hat. - Am 5. Juli nahm der Verein mit einer Abordnung am Musikfest des Gaues Kurhessen in Kassel teil. In der Stadthalle wurden vom Gau, an welchem auch unsere Mitglieder mitwirkten, „Wach auf , du deutsches Land“ und „Rüttele, schüttele“ vorgetragen. - Am 21. Juni beteiligte sich der Verein wiederum an der Sonnwendfeier mit den beiden Liedern „Wach auf, du deutsches Land“, „Wenn der Frühling auf die Berge steigt“ und „Zu Straßburg auf der Schanz“. - Das alljährliche Bundesfest, welches jetzt Bezirksfest genannt wird, war am 15. Juli in Oberstoppel.Der Verein sang das Lied „Ach du klarblauer Himmel“ und im Bund unter Leitung von Bezirkschormeister Schröder „Wach auf, du deutsches Land“. - Am 27. Juni konnten wir unseren allerwertesten Vereinsführer Adam Manns zu seinem 25. Ehejubiläum ein Ständchen bringen. Es wurden ihm vor seinem Hause „Lobe den Herren“ und „Das Lieben bringt groß Freud“ gesungen. Der II. Vereinsführer überreichte dem Jubilar im Auftrage des Vereins ein kleines Andenken mit der Widmung „Unserem lieben Vereinsführer“. Der Vereinsführer ließ es sich nicht nehmen seinem Verein eine kleine Feier anlässlich seiner Jubelfeier zu veranstalten. Am 14. Juli versammelten sich der Chormeister und seine Sangesbrüder im Vereinslokal um ihn. Bei einem Fass Bier mit Gesang und Humor feierten wir eine kleine Hochzeit nach 25 Jahren. In seiner Dankansprache gab er seiner Freude Ausdruck über die Ehrung und Liebe, die ihm seine Mitglieder zollten, und erbat sich von neuem das Geschenk, daß alle Mitglieder dem Verein die Treue halten möchten. - Am Erntedankfest sang der Verein am Saal „Lobe den Herren und „Trittst im Morgenrot ...“. Zur Kircheneinweihung wurden „Allein Gott in der Höh“, „Heilig, heilig“, „Lobe den Herren“, „Hör uns“ und „Wohin soll ich mich wenden“ vorgetragen. Sanges- bruder Adam Lübeck, welcher schon länger krank war, sollte eine Weihnachtsfreude bereitet werden. Auf Anregung des Vereinsführers wurde eine Liste für eine freiwillige Spende aufgestellt. Die Sammlung ergab ergab 20,- , welche ihm der Vereinsführer am Sonntag, den 23. Dezember als Weihnachtsgeschenk im Krankenhaus Fulda überreichte. - Der von der Partei am Sonntag, den 23. Dezember veranstaltete Weihnachtsabend wurde von unserem Verein mit den Liedern „Ringsum welch einsam Schweigen und „Heilige Nacht, ich grüße dich“ umrahmt. - Am 29. Dezember brachten wir dem nach hier verheirateten Wilh. Appel aus Wehrda ein Ständchen zur Hochzeit mit „Hör uns“ und „Das Lieben bringt groß Freud“. - Am Ende des Jahres vversammelten wir uns wiederum an der Bahre eines treuen Sangesbruders. Adam Lübeck wurde als erster nach 10jährigem Bestehen des Vereins mitten aus dem Kreis der aktiven Sänger herausgerissen. Am Sonntag, den 30. Dezember geleiteten wir ihn zur letzten Ruhestätte. Auf Wunsch wurde vor seinem Hause am Sarge „Wohin soll ich mich wenden“ und am Grabe „Ruhig ist des Todes Schlummer“ gesungen. Der Vereinsführer legte als letzten Gruß einen Kranz nieder und mit bewegten Worten dankte er nocheinmal dem toten Sänger für seine Treue, die er dem Verein gehalten hat. Die Beerdigung fand in seinem Wohnort Neukirchen statt. So schloß ein Sängerjahr. - Stumm schläft der Sänger, seine Lieder werden in seinen Sangesbrüdern weiterleben.

 

 

Rhina, den 26. Januar 1935

Der Schriftfürer
Heinrich Lotz

bestätigt: Der Vereinsführer
Manns

 

Generalversammlungsbericht vom 26. Januar 1935

 

Der Vereinsführer eröffnete die Versammlung, begrüßte alle und dankte dem Chormeister für die dem Verein geleistete Arbeit. Als schönsten Punkt des Jahres nannte er den Erfolg des Wertungssingens in Oberhaun und betonte weiter, daß der Beitritt zum Deutschen Sängerbund schwerer sei als man ihn sich vorstelle. - Der Schriftführer las den Jahresbericht vor. - Der Kassierer gab den Kassenbericht bekannt und nach Überprüfung durch die Sangesbrüder Jak. Gutberlet, Heinrich Maul und Heinrich Fischer wurde dem Kassierer Entlastung erteilt. - Der Zeugwart gab das Inventar-Verzeichnis bekannt und vom Vereinsführer wurde die Anwesenheitsliste der Übungsstunden bekannt gegeben. - Hierauf sprach Chormeister Schröder über die neue Zeit. Er nennt sie eine Geburtsstunde von gewaltiger Größe. Viel Arbeit wurde vom Führer geleistet. Er vergleicht Frankreich und bezeichnet es als absterbendes Volk und sieht in Rußland die gewaltige bolschewistische Gefahr und den Untergang. Von beiden hat uns der Nationalsozialismus bewahrt. Das deutsche germanische Herz, die reine Seele und Rasse ist führend. Die Gesangvereine sind in diesem neuen Aufbau unseres deutschen Volkes unentbehrlich, in ihnen lebt die Volksseele und gestaltet und gibt Kraft und Mut zu neuer Arbeit und Wiederaufbau. Die heutigen Gesangvereine stehen unter einheitlicher Leitung. Gutes und Schönes wird gesungen und gepflegt. Was unseren Vätern heilig war ist auch uns heilig. Im deutschen Lied liegt Kraft und alles, was Gesang liebt und singen kann, muß in den Gesangverein. Schlummernde Kräfte werden wachgerüttelt und sprudeln hervor aus dem Urquell deutschen Wesens und leiten hinüber zum wahren Gemeinschaftssinn, schöpfend aus der unerschöpflichen Quelle des deutschen Liedes. Nun gilt es freudig und gerne mitzuarbeiten im deutschen Männergesangverein. Er begrüßte noch besonders herzlich, daß unsere Ehrenmitglieder aus Hersfeld heute abend an unserer Generalversammlung teilnehmen und dankte ihnen im Namen des Vereins nochmals für das schöne Lied „Ein Hörnlein fand ich im Tannengrund“, welches diese heute dem Männergesangverein als Geschenk überreicht haben. - Den Ehrenmitgliedern wurden hierauf die Lieder „Hör uns“ und „Die Nacht“ gesungen.

 

Zu § 6 wurde folgender Zusatz-Antrag einstimmig beschlossen: Auch bei allen anderen Angehörigen kann, wenn die Beerdigung sonntags ist, gesungen werden. -  ZurVorstandswahl legte der Vereinsführer sein Amt nieder, wurde jedoch einstimmig wiedergewählt und mußte trotz allem Sträuben das Amt wieder annehmen.

Der Vorstand stellte zur Beitragsfrage den Antrag, den Beitrag auf 30 Pf. pro Monat zu erhöhen. Der Antrag wurde mit Mehrheit angenommen. Ferner wurde Adam Koch einstimmig als neues Mitglied aufgenommen. - Der Vereinsführer schloß hiermit die etwas sehr stürmisch verlaufene Generalversammlung. Man blieb noch kurze Zeit gemütlich beisammen.

 

Rhina, den 26. Januar 1935 

Der Schriftfürer
Heinrich Lotz

bestätigt: Der Vereinsführer
Manns

Vereidigung von Gemeinderäten

 

Die Vereidigung der Gemeinderäte wurde am 8. Januar 1935 in Rhina vorgenommen. In der Gemeinderatssitzung wurden die nachfolgenden „Dorfältesten“ vereidigt: der Bauer Johannes Hofmann II., der Zimmermann Philipp Maul, der Telegrafenarbeiter Heinrich Jäger und der Landwirt Heinrich Wenzel. Sie mussten vor dem „Dorfschulzen“ Rohrbach folgenden Eid leisten: „Ich schwöre: Ich werde dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, treu und gehorsam sein, die Gesetze beachten und meine Amtspflichten gewissenhaft erfüllen, so wahr mir Gott helfe.“

 

Überfall auf die Synagogenbesucher 

 

Am 23. März 1935 berichteten die Gendarmeriehauptwachtmeister Wolf und Schulz dem Hünfelder Landrat über einen Überfall auf die Besucher der Rhinaer Synagoge: „Am 22. März 1935, um 19.20 Uhr, erhielten wir in der Wohnung die telefonische Nachricht, daß dortselbst ein Überfall auf die Synagoge stattgefunden habe. Gendarmerie-Hauptwachtmeister Wolf und ich begaben uns sofort nach Rhina, wo wir feststellten, als gegen 18.45 Uhr, nach Beendigung des jüdischen Gottesdienstes, die ersten Personen die Synagoge durch die Haupttür, welche an der Straße liegt, verließen, drangen plötzlich etwa 15 bis 20 Personen, die verkleidet und schwarz maskiert, mit Gummiknüppel ausgerüstet waren, in die Synagoge und schlugen blindlings auf die männlichen Juden ein. Hierbei wurden folgende Personen: Nathan Nußbaum, Jakob Katzenstein, Sally Klebe, Isaak Katzenstein, Moses Blumenthal, Samuel Buxbaum, Hermann Wetterhahn, Jakob Klebe, Isaak Oppenheim, Moses Bacharach und Siegfried Oppenheim, zum Teil leicht und schwer verletzt. Weiter wurde festgestellt, daß die in die Synagoge eingedrungenen Personen mit einem grauen Lastkraftwagen, der mit einer grauen geschlossenen Plane versehen war, um 18.30 Uhr aus Richtung Rothenkirchen kommend, durch Rhina hindurchfuhr und in unmittelbarer Nähe der Synagoge, Fahrtrichtung Schletzenrod Aufstellung nahm. Ebenso waren an dem genannten Lastwagen beide Kennzeichen mit Papier überklebt, so daß keine Nummer zu erkennen war. Der Führer des Wagens hat sich neben dem Fahrzeug auf der Straße aufgehalten, während die verkleideten und maskierten Personen sich nicht früher sehen ließen, bis die ersten Juden aus der Synagoge herauskamen. Auf einen kurzen Pfiff sollen die verkleideten Personen vom Wagen gesprungen und in die inzwischen geöffnete Synagoge mit Gewalt eingedrungen sein. Dieser ganze Vorgang hat sich in der Synagoge in etwa 3 bis 4 Minuten abgespielt, woraufhin die maskierten Personen den in unmittelbarer Nähe bereitstehenden Lastwagen bestiegen und in Richtung Schletzenrod weitergefahren sind. Bei den bis jetzt getätigten Ermittlungen konnte über die Täter des Überfalls, weder des Wagens, irgendetwas ermittelt werden. Nach den allgemeinen Vermutungen der jüdischen Bevölkerung, welche aus Furcht vor weiteren Ausschreitungen und Mißhandlungen nichts aussagen will, sollen die vermutlichen Täter aus Rothenkirchen bzw. den angrenzenden Ortschaften des Kreises Hünfeld sein. Nachdem die Täter die Flucht ergriffen und die Gemeinde Rhina verlassen hatten, wurden noch an demselben Abend, um 23 Uhr, bei folgenden Personen: Sally Klebe, Samuel Viktor II., Witwe Bella Nußbaum, Moritz Viktor I., mehrere Fensterscheiben eingeworfen. Die Täter, die die Fensterscheiben eingeworfen haben, dürften in der Gemeinde Rhina zu suchen sein. Unter anderem wurde der von den Unterzeichneten in allen bisher in Rhina ausgeführten Tätigkeiten bekannten Nikolaus Hergert und Adam Manns, beide in Rhina wohnhaft, auf der Straße von uns angetroffen. In zwei Fällen wurde uns unter strengster Vertraulichkeit von dem Juden Max Blumenthal mitgeteilt, daß ihm in der verflossenen Woche der bei ihm zur Zeit in der Bäckerei beschäftigte Nikolaus Hergert gesagt habe, daß in der nächsten Zeit oder in den ersten Tagen der Woche Personen, die schwarz seien, kommen würden, um den Max Nußbaum bzw. andere Juden zu schlagen. Blumenthal gab auch zu, daß er in dieser Hinsicht die anderen Juden auf den bevorstehenden Angriff orientiert habe. Weiter teilte uns der Sally Nußbaum vertraulich mit, daß er an dem fraglichen Abend (22.3.35) nach dem stattgefundenen Überfall auf seinem Hof gestanden habe, und zu dem ihm gegenüber wohnenden Elektriker Philipp Will, welcher auch auf der Straße stand, gesagt habe, ob er der Ortsgruppenleiter oder so was ähnliches der Partei sei und was er zu diesem Vorgang sage, ob er die Tat billige, worauf Will geantwortet habe, „Nein!“. Diese von ihm mit Will stattgefundene Unterredung hatte der mit einem Fahrrad auf der Straße stehende Nikolaus Hergert mit angehört, worauf jetzt der Hergert zu Will gerufen habe, warum gibst du dem Juden da noch eine Antwort, was will der hier, wenn du (Jude) nicht machst, daß du fortkommst, werde ich dir das Rad ins Gesicht werfen. Die Ermittlungen werden weiter fortgesetzt. Gendarmerie-Hauptwachtmeister / Gendarmerie- Hauptwachtmeister a. Pr.“  Bei dem Überfall soll eine christliche Frau, die den Vorfall aus der Nachbarschaft beobachtete, einen Herzanfall erlitten haben.

 

Juden verlassen Rhina


Den Fortzug der jüdischen Bevölkerung 
aus Rhina kommentierte das NSDAP-Mitglied Schröder am 25. August 1935 unter der Überschrift „Wohnungsänderungen“ folgendermaßen:

„Glaubten die Juden in unserer Gemeinde anfangs – auch wir – unter der neuen Regierung leben zu können, siehe 19. August 1934 (Volksabstimmung über die Zusammenlegung des Reichspräsidenten- und Reichskanzleramtes – Anm.), so sehen viele Einsichtige den besseren Weg darin, Rhina, d.h. Deutschland zu verlassen. Sie wandern ab und verkaufen ihr Eigentum, Scheuer und Acker an Christen.

1. Haus Seckel Klebe im Juli an Pf. Will, Elektromonteur;
2. Seligman Bacharach im Juli an Ad. Schott, Arbeiter;
3. Simon Katz im Juli an Jak. Gutberlet, Bauer.

 

 

11. Jahresbericht des Männergesangvereins

 

Die Mitgliederbewegung:

 

Bestand zu Beginn des Jahres: 36 / ausgeschieden: 3 / aufgenommen: 2
Bestand 35
davon Sänger aktiv: 26 / passiv: 5 / Ehrenmitglieder: 4

 

Die Übungsstunden wurden regelmäßig abgehalten bis auf einige Verschiebungen, die Ende des Jahres durch Teilnahme des Chormeisters an einem Chorleiterlehrgang bedingt waren. - Am 23. März wurde dem Chormeister zu seinem Geburtstage wiederum ein Ständchen gebracht. - Zur Heldengedenkfeier am 17. März sang der Verein in der Kirche „Vergiß ihn nicht“ und während der Feier am Denkmal „Ich hatt einen`Kameraden“. - Zur Maifeier sang der Verein morgens in der Kirche in Neukirchen „Die Himmel rühmen“. Während der Feier am Nachmittag sang der Verein mit Neukirchen zusammen „Dem Führer...“ - Das Wertungssingen des Bezirkes Eintracht Haunetal fand am 12. Mai unter dem Wertungsrichter Fischer in Buchenau statt. Vorgetragen wurden die Lieder „Dem Führer“ und „Im schönsten Wiesengrunde“. - Im Juni nahm der Vereinsführer Adam Manns an einer Gauversammlung des M.D. Sängerbundes, die in Witzenhausen abgehalten wurde, teil. - Das Bezirksfest fand am 10. Juni in Rotensee statt. - Zur Sonnwendfeier, die am 23.Juni am Sportplatz Neukirchen stattfand, sang der Verein „Dem Führer“. - Sangesbruder Georg Hahn wurden zur Hochzeit in der Kirche in Wehrda „Hör uns“, „Heilig, heilig“ und „Freundschaft und Liebe“ gesungen. - Die Morgenfeier des Erntedankfestes wurde in Neukirchen abgehalten. Der Verein sang „Die Himmel rühmen“. - Ende Dezember nahm der Vereinsführer an einer Vereinsführertagung in Kassel teil. - Die Weihnachtsfeier wurde durch die Lieder „Winternächtges Schweigen“ und „Heilge Nacht ich grüße dich“ umrahmt. - Ein Jahr deutscher Männergesang ist wiederum dem Schoße der Vergangenheit geweiht. Drum nützet die Zeit, was vorüber ist kommt nicht wieder. Singet, übt und seid stolz auf das große, herrliche deutsche Lied.

 

Rhina, den 25. Januar 1936 

Der Schriftfürer
Heinrich Lotz

bestätigt: Der Vereinsführer
Manns


Einquartierung einer Einheit der Wehrmacht

 

Am Horizont kündigte sich in der zunehmenden Militarisierung 1936 bereits der Krieg an. Soldaten der Wehrmacht machten in Rhina Quartier, Lehrer Schröder schreibt in der Schulchronik:

„Einquartierung / Das Jäger-Rgt. 15 Kassel ist auf dem Durchmarsch nach Fulda, um hier nach einem Truppenübungsplatz in Süddeutschland verladen zu werden. Gegen 3 Uhr am Sonnabend rückte 8/15 in Rhina ein. Die Kompanie hatte schon unterwegs Erkundigungen über Rhina eingezogen, vernommen, daß so viele Juden hier sind. Daraus schloß man auf wenige arische Einwohner, Massenquartiere und entsprechende Verpflegung. Die Soldaten wurden über alle Maßen angenehm enttäuscht. Das ganze Dorf war zum Empfang an der Haunebrücke versammelt. Sofort entwickelte sich ein überaus herzliches Verhältnis. Im Lehrerhaus war Hauptmann von ... Trotha mit Bursche zu Gast. Am Sonnabend von 9 Uhr – 2 Uhr nachts war Manöverball. Der Saal war brechend voll, kein Wunder! Herzlicher Abschied am Montag um 6 Uhr auf der Haunebrücke. Die Schuljugend begleitete die Truppe bis Stellwerk Hohenwehrda. Einquartierung am 27. und 28. Juni 1936 / Rhina, den 29. Juni 1936.“

 

Der wohl berühmteste Rhinaer, der am 8. Januar 1873 in Rhina geborene Maler Jakob Nussbaum, stirbt am 19. Dezember in Kinneret am See Genezareth in Palästina.

 

 

12. Jahresbericht des Männergesangvereins

 

Die Mitgliederbewegung:

 

Bestand zu Beginn des Jahres: 35 / ausgeschieden - / aufgenommen -
Bestand 35
davon Sänger aktiv: 26 / passiv: 5 / Ehrenmitglieder 4

 

Das verflossene Vereinsjahr war ein normales und in den Übungsstunden regelmäßiges. Unserem verehrten Chormeister wurde wie üblich zu seinem Geburtstage ein Ständchen gebracht. - Durch Umstände trat zu Beginn des Jahres ein Wechsel in der Führung des Vereins ein. Der seitherige stellv. Vereinsführer wurde zum Vereinsführer bestimmt und Adam Lotz zum Stellvertreter bestellt. - Die Feier des 1.Mai fand in diesem Jahr in Rhina statt Die Mitwirkung des Vereins zeigte sich bei der Errichtung des Maibaumes am Vorabend des 1. Mais in den Liedern „Wenn der Frühling auf die Berge steigt“, „Wenn die Quellen...“ und dem Rheinlied „Was singt es und klingt es...“ und zur Hauptfeier am 1. Mai mit den Liedern „Stehe fest, oh Vaterland“ und „Wach auf...“. - Im Mai fand anlässlich des Bezirksfestes das Probesingen des Bezirkes Eintracht Haunetal in Wehrda statt. Geprobt wurden die Kanons „Ihr Werkleut all“ und „Singet dem Herrn“ und die beiden Chöre „Sturmbeschwörung“ und das Rheinlied „Es klingt ein heller Klang“ unter Kreischormeister Hohmann aus Kohlhausen. Im Vereinssingen wurde von unserem Verein „Ännchen von Tharau“ und „Hörst du den Finkenschlag“ vorgetragen, welche sehr wirkungsvoll waren und guten Anklang fanden. - Im April war es eine Freude und Ehre zugleich unseren 3 lieben und treuen Sangesbrüdern Joh. Fischer, Adam Mohr und Adam Wöllhardt zu Ihrem 60. Geburtstag unsere Ständchen zu bringen. Joh. Fischer wurde am 26. April „Im schönsten Wiesengrunde“ und „Die Königskinder“ als Geburtstagsgeschenk gebracht. Adam Mohr als Geburtstagskind hörte „Die Nacht“, „Wenn der Frühling...“ und „Was singt es...“. Adam Wöllhardt gratulierten wir mit „Frühling am Rhein“, „Was singt es...“ und “Die Nacht“. Die Geburtstagskinder ließen es sich nicht nehmen, alle 3 gemeinschaftlich ihren Sangesbrüdern am Sonntag, den 24. Mai im Vereinslokal eine schöne und gemütliche Feier zu veranstalten. Echter fröhlicher Männergesang zeigte so recht die enge Verbundenheit der Sangesbrüder und die große Wertschäzung die unsere 3 Geburtstagskinder im Verein genießen. - Bei dem am 6. Juni stattgefundenen Schulungsabend der Partei brachte der Verein die beiden Chöre „Dem Führer“ und „Stehe fest...“ zu Gehör. - Am 5. Juli fand in Hersfeld das Kreissängerfest statt. Unser Bezirk „Eintracht Haunetal“ brachte unter Leitung von Bezirkschormeister Schröder die Chöre „Sturmbeschwörung“, das Rheinlied „Es klingt ein heller Klang“ und die Kanons „Singet dem Herrn“ und „Ihr Werkleut all“ zum Vortrag. - An der Bezirksversammlung am ….. in Hersfeld nahmen der Chormeister und die beiden Vereinsführer teil. - Der Vater unseres Sangesbruders Karl Hofmann konnte am 6. Dezember seinen 80. Geburtstag feiern. Der Verein brachte ihm ein Ständchen mit den beiden Liedern „Lobe den Herrn“ und „Die Abendglocken“. - Zu der von der Partei veranstalteten Weihnachtsfeier wirkte der Verein durch die Lieder „Ringsum welch einsam Schweigen, „Alle, die Gott zu Ehren“ und „Die Nacht“ mit. In der Kirche am Weihnachtsabend sang der Verein „Winternächtges Schweigen“ und „Ringsum welch einsam Schweigen“. - Wieder ist ein Jahr deutscher Männergesang vorüber und kehrt nimmer wieder. Was versäumt ist, ist verloren. Drum deutsche Sänger nutzt die Zeit.   Auch im Gesang: Vorwärts für dein Deutschland!

 

Rhina, d. 23. Januar 1937 

Der Schriftführer
Heinrich Lotz

bestätigt: Der Vereinsführer
Manns

Unwetterkatastrophe

Lehrer Schröder berichtet in der Schulchronik:
BAm 11. Juni 1937 war Rhina von einer Unwetterkatastrophe betroffen:
„Unwetter / Am 11. Juni nachmittags gegen 4 Uhr ging ein Unwetter über Rhina und die benachbarten Orte nieder. Die Hitze war auch schon seit einigen Tagen ständig im Steigen. Kurz vorher hatten wir im Freien vor unserem Haus in der Sonne 50 Grad. Plötzlich brach es los. Der Bach schwoll an bis zur Mitte der Straße. Hagelkörner zerschlugen Fensterscheiben, Dachziegel und Hauswände. Nach einer halben Stunde war der Segen im Garten und Feld vernichtet. Die Betroffenen sind sehr niedergeschlagen, diejenigen zumalen, die nichts versichert haben.
Rhina, 12. Juni 1937.“


Der Männergesangverein unternimmt erstmalig einen Ausflug mit einem Reisebus. Die Reise geht in grenznahe Orte des Thüringer Landes.

 

13. Jahresbericht des Männergesangvereins

 

Die Mitgliederbewegung:

Bestand zu Beginn des Jahres: 41 / ausgeschieden: - / aufgenommen: 1
Bestand: 42
davon Sänger aktiv: 27 / passiv: 7 / Ehrenmitglieder: 8
Gesamt: 42

 

Wiederum ist ein Jahr „Deutscher Männergesang“ in den Schoß der Vergangenheit für immer versunken. Niemals wird er wiederkehren,was versäumt ist, ist nicht mehr nachzuholen. Wir in unserem Verein können sagen, daß wir die Zeit genutzt haben und Dank der rührigen Tätigkeit unseres immer unermüdlichen Chormeisters gut vorwärts geschritten sind. Dies zeigte sich schon früh, denn am 8. Januar konnten wir unseren lieben und treuen Sangesbruder Adam Willhardt zur Silberhochzeit in Neukirchen ein Ständchen bringen, bei welchem der Verein gesanglich in bester Form auftreten konnte. Unserem treuen Jubilar und seiner lieben Gattin erklangen die Lieder“Wie schön bist du...“, „Freundschaft und Liebe“ und „Am schönsten klingt ein frohes Lied“. Sanges- bruder Willhardt ließ es sich nicht nehmen, an seinem Ehrentage dem Verein einige frohe Stunden zu bereiten. Bei einem Fasse Bier im Vereinslokal wurde sich schon tapfer auf die Goldene Hochzeit vorbereitet. Sangesbruder Konrad verschönte den Abend mit einigen selbstverfassten Gedichten zu Ehren des Jubilars. Es sei an dieser Stelle unserem Sangesbruder A. Willhardt für seine Liebe und Treue zum Verein gedankt. Trotz aller beruflichen Hindernisse hat er den Weg von Neukirchen nie gescheut um seiner Sangespflicht zu genügen. - Zur Heldengedenkfeier hat der Verein wie üblich mitgewirkt. - Am 23. März brachten wir unserem verehrten Chormeister ein Ständchen mit den Liedern „Das Lieben bringt groß Freud“ und „Am schönsten klingt ein frohes Lied“. - An der im März stattgefundenen Bezirksversammlung nahm der Vereinsführer teil. - Die Feier des 1. Mais wurde in Oberstoppel abgehalten. Die Bundesvereine Ober- und Unterstoppel, Neukirchen und Rhina brachten unter der Stabführung von Bezirkschormeister Schröder „Es kommt die schöne Maienzeit“ wirkungsvoll zum Vortrag. - Am 29. Juni feierte unser lieber Sangesbruder Adam Rohrbach Hochzeit. Der Verein brachte ihm ein Ständchen mit den Liedern „Ich weiß ein ….“ , “Hörst du den Finkenschlag“ und „Im schönsten Wiesengrunde“. Anschließend veranstaltete der junge Ehemann dem Verein mit einem Fasse Bier einige fröhliche Stunden. Sangesbruder Adam Rohrbach hat mit dem gleichen Tage unseren Verein verlassen und ist zu seiner Arbeitsstelle nach Heringen übergesiedelt. - Am 22. August war endlich der Tag gekommen um den schon mehrmals geplanten Ausflug zu machen. Schon in den frühen Morgenstunden war unser lieber Vereinsführer auf den Beinen , um den für diesen Tag gemieteten neuen Omnibus aus Bad Hersfeld zu empfangen und die letzten Reisevorbereitungen zu treffen. Die Teilnehmer waren alle pünktlich und zur festgesetzten Stunde (6 Uhr früh) ging es mit Sang und klang über Hünfeld, Rasdorf und durch das schöne Städtchen Vacha mit seinem schönen Rathaus. Manch muntere Weise ertönte auf der schönen Reise. Bald nach Verlassen von Vacha erschienen schon die Förder- türme der Kalibergwerke Dorndorf, vorbei an diesen ging es durch Merkers mit seinen gewaltigen Kalifabriken. Bad Salzungen, das erste Ziel der Reise, war bald erreicht. Das Kurhaus mit dem wunderschön davor gelegenen Teich und Parkanlagen sowie die Anlagen des Gradierwerkes wurden besichtigt. Nach kurzem Aufenthalt ging es weiter hinein in das schöne Thüringer Land und bald waren wir in dem lieblichen Bad Liebenstein. Hier gab es einen längeren Aufenthalt. Das schön am Hang gelegene Kurhaus, der herrliche Park mit seinen schönen alten Bäumen und seinen reizenden gepflegten Anlagen und Blumenbeeten erfreute das Herz unserer Sänger. Vom Kurhaus hatte man einen schönen Blick auf die Trinkhalle, das schöne neue Kurtheater und weit im Hintergrund am Bergabhang sah man viele kleine Tirolerhäuschen. Unseren Sängern gefiel es so gut, daß sie sich entschlossen, den Kurgästen einige Lieder vorzutragen. Die Wandelhalle mit ihrem akustischen Hintergrund, dem Standplatz der Kurkapelle, bot eine willkommene Aufstellung. Schnell hatte unser Chormeister die Sänger aufgestellt und mit dem zart und weihevollen Chor „Über allen Wipfeln ist Ruh“ setzte der Vortrag ein, dem sich das getragene „Zu Straßburg...“ anschloß. Den Abschluß bildete das lebhaft vorgetragene „Am schönsten klingt ein frohes Lied“. Reichen Beifall ernteten unserer Sänger und mit Stolz können wir sagen: Es war der Höhepunkt unseres Vereinsjahres. Zähe, gründliche Arbeit unseres Chormeisters legte dort draußen Zeugnis ab vom Können unseres Vereins. Diese schöne herrliche Stunde wird unseren Sängern unvergeßlich bleiben. Von Bad Liebenstein ging es durch Berg und Tal zur „Altensteiner Höhle“, welche großes Interesse erregte und manchem unserer Sängern tiefen Einblick tun ließ in das Walten der Natur und die jahrtausend wirkende Tätigkeit von unterirdischen Wassern. Die Kahnpartie tief unten in der Höhle war ein Erlebnis. Nach Verlassen der kühlen Höhle erfreute mancher Sänger den lieben alten Höhlenwärter indem er ein kleines Andenken erwarb. Der Omnibus wurde wieder bestiegen und hinauf ging es zum „Altensteiner Schloß“. Hier gefielen der schöne Park- und Blumenanlagen und der wuchtige Bau des Schlosses. Die Besichtigung des Schlosses selbst war durch die Anwesenheit des Herzogs von Sachsen-Meiningen nicht möglich. Im Gasthof des Altensteiner Schlosses wurde das Mittagessen eingenommen, welches sehr teuer war und nicht allzugroßen Anklang fand. Nach dieser Stärkung ging es dann dem Endziel des Ausflugs , der Wartburg, zu. Viele unserer Sänger und Angehörigen empfanden auf dieser Fahrt die Schönheiten des Thüringer Landes. Nach Passieren der „Hohen Sonne“ wurde ausgestiegen und zu Fuß ging es durch das herrliche Naturwunder „Die Drachenschlucht“. Am Ende dieser nahm uns der Omnibus wieder auf und brachte uns hinauf zur Wartburg. Diese wurde eingehend besichtigt und manch einem unserer Sänger mag beim Besichtigen des Sängersaales so recht die Bedeutung und Größe des Gesanges zum Bewußtsein gekommen sein. Interesse fand auch die kunstvoll mit Mosaik ausgelegte Elisabethenkemenate, der Waffensaal und die Lutherstube mit dem leider schon abgegriffenen Tintenklecks. In Eisenach selbst wurde noch vereinzelt das Lutherhaus und verschiedenes Anderes besichtigt. Leider setzte etwas früh Regen ein, der zum Schluß die Stimmung etwas drückte. Nach kurzem Aufenthalt in Eisenach wurde die Heimfahrt über Vacha angetreten. Gegen 9 Uhr traf der Verein wieder in der Heimat ein und alle schieden unter dem Bewußtsein, einen schönen Tag und eine herrliche Sängerfahrt erlebt zu haben. - Zur Weihnachtsfeier am 23. Dezember sang der Verein „Winternächtges Schweigen“ und „O Tannenbaum“. In der Kirche am Heiligabend wurde „Winternächtges Schweigen“ und “Ringsum welch einsam Schweigen“ vorgetragen. So verging ein ereignisreiches Jahr für deutsche Sänger. Geschlossen und treu standen die Sänger zu ihrem Gesangverein.

 

Treu dem Lied, treu unserem geliebten deutschen Vaterland.

 

Heil deutschem Lied und Sang !

 

Rhina, den 24. Januar 1938

Der Schriftfüher
Heinrich Lotz

bestätigt: Der Vereinsführer
Manns

Meldungen zur jüdischen Bevölkerung an das Landratsamt

 

Am 9. August meldet der Bürgermeister, Philipp Rohrbach an das Landratsamt in Hünfeld, daß am 1.7.1938 noch 90 Juden in Rhina wohnen. Am 13. September 1938 musste die Witwe Hannchen Simon die amtliche Erfassung ihres Kolonialwarengeschäftes – wie auch die anderen in der Liste - mit ihrer Unterschrift bestätigen. Bürgermeister Rohrbach meldete später an das Landratsamt:
„Das Geschäft der Witwe Simon erlischt am 30.10.1938.“

 


Bericht im „Hünfelder Kreisblatt” vom 11.11.1938

Aus Stadt und Land
Synagoge u. Judenschule gingen in Flammen auf !
Rhina. Unser Ort, der früher schon über 60% Juden gezählt haben soll, und damit mit zu den berüchtigsten Hochburgen unseres Hessenländchens gehörte, ist nun auch die Antwort auf die feige Mordtat in Paris nicht schuldig geblieben. Synagoge und Judenschule, diese Schandflecke in unserer Gemeinde, gingen am hellen Tag in Flammen auf. Wir sehen den Tag kommen, daß wir melden können: Auch unser Dorf ist judenrein!


 

Meldung des Bürgermeisters zum Synagogenbrand an das Landratsamt

 

Am 12. November 1938 meldete Bürgermeister Rohrbach an das Hünfelder Landratsamt: „An das Landratsamt Hünfeld zum Bericht, daß am 10. November 1938 die jüdische Synagoge sowie die jüdische Schule bis auf die Grundmauern verbrannt sind.
Rhina, den 12.11.1938, Rohrbach, Bürgermeister.“

 

Letzte Beerdigung eines Juden in Rhina

 

Am 19. Dezember 1938 wird Josef-David Katz (Kuhn) als letzter auf dem jüdischen Friedhof beerdigt.

 


1938 wird eine neue Volksschule an der Straße nach Wehrda gebaut. Heutige Adresse „Ringstraße 1“. Bis 1939 wurden die Kinder im Gebäude mit der heutigen Adresse „Wetzloserstraße 11“ unterrichtet.

14. Jahresbericht des Männergesangvereins


Die Mitgliederbewegung:


Bestand zu Beginn des Jahres: 42
keine Änderungen

Ein Jahr voll Arbeit und voll Freude am deutschen Lied und edlen deutschen Volksgut ist verflossen. Wir danken unserem nimmermüden Chormeister für seine freudige Arbeit. Wir danken unserem lieben Vereinsführer für seine tatkräftige und umsichtige Führung. - Die Übungsstunden wurden regelmäßig abgehalten. Der Höhepunkt des Jahres bildete der vom Männergesangverein Rothenkirchen veranstaltete Chor- und Werbeabend, an welchem unser Verein mitwirkte. Der Abend wurde eröffnet mit dem von beiden Vereinen vorgetragenen Chor „Wach auf, du deutsches Land“ und dem Bundeslied „Brüder reicht die Hand zum Bunde“. Im Laufe des Abends brachte unser Verein zum Vortrag „Es war ein König in Thule“, „Hessenlied“, „Über allen Wipfeln“, „Hab oft im Kreise der Lieben“, „Am schönsten klingt ein frohes Lied“ und „Rosemarie“. Es beteiligten sich von unserem Verein 28 Sänger mit 10 Angehörigen. Es war ein sehr schöner Abend. Er zeigte, daß gegenseitiges Verstehen und die Zusammenarbeit von Nachbarvereinen zur erfolgreichen Werbung für das deutsche Liedgut geeignet sind. Mit Ansporn und frischem neuen Mut sollte versucht werden, das herrliche deutsche Liedgut dem deutschen Volke näher zu bringen und es zu einem unerschöpflichen Born sprudelnder seelischer Kraft zu gestalten. - Die Bezirksversammlung des Bezirkes „Haunetal“ wurde am 27. Februar hier in Rhina abgehalten. Der Vereinsführer begrüßte die erschienenen Vertreter der Bundesvereine und als Willkommensgruß begrüßte der Verein mit dem deutschen „Sängergruß“ und „Es war ein König in Thule“. Die Tagung, an der auch der Kreisführer Herr Dr. Weishaar aus Hersfeld erschienen war, wurde mit dem „Hessenlied und „Am schönsten klingt ein frohes Lied“ geschlossen. - An der Kreistagung am 6. März in Hersfeld nahmen der Chormeister und Vereinsführer teil. - Der Verein brachte seinem verehrtem Chormeister zum Geburtstag am 23. März ein Ständchen mit den Liedern „Ich weiß ein teuer wertes Land““ und „Es klingt ein heller Klang“. - Am 12. Juni fand in Neukirchen das Bezirkssängerfest statt. Als Bundeslied wurde „Sturmbeschwörung“ vorgetragen. Im Vereinssingen am Morgen sang der Verein „Liebesklage“ und ein Rheinlied. - Die Anwesenheit in Neukirchen benutzte der Verein dazu, seinen schon längere Zeit erkrankten treuen Sangesbruder Adam Willhardt zu besuchen, er brachte ihm einige Lieder, die ihm große Freude bereiteten. Ein echter deutscher Sängertrunk befeuchtete anschließend reichlich die Sängerkehlen. - Im August veranstaltete der „Chorverein“ Burghaun ein Wertungssingen, an dem unser Verein als Gast und Zuhörer teilnahm. Beim Singen der Gastvereine am Nachmittag kam der Verein einmal mit den Liedern „Liebesklage“ und „Hessenlied“ und ein anderes Mal mit den Liedern „Rosemarie“ und „Am schönsten klingt ein frohes Lied“ zum Gehör. - Zur Hochzeit unseres Sangesbruders und Vereinswirtes Hans Rohrbach brachte der Verein diesem am Abend ein Ständchen mit den Liedern „Liebesklage“, „Ännchen von Tharau“ und „Rosemarie“. Der Verein war anschließend zu Bier und Tanz eingeladen, wobei noch manch schönes Lied erklang. Die stets trockenen Sängerkehlen wurden durch das reichlich fließende goldene Nass unseres lieben Vereinswirtes und Sangesbruders immer wieder befeuchtet und zu stets neuem Sang und Klang geölt und all zu rasch vergingen in froher Sängerstimmung die schönen Stunden auf der Hochzeit unseres Vereinswirtes. - Das Richtfest der neuerbauten Schule, welches auf dem Rohrbachschen Saale gefeiert wurde, umrahmte der Verein mit seinen Liedern. Es wurden u.a. „Deutscher Gruß“, „Liebesklage“, „Hessenlied“ und „Im schönsten Wiesengrunde“vorgetrgen.

 

 

An einer Kreisversammlung des Bezirkes in Hersfeld, die den Arbeitsplan für das Sängerfest in Kassel festlegte, nahmen der Chormeister, der Vereinsführer und der Schriftführer teil. - Der Sängerbezirk „Haunetal“ hielt Ende November in Neukirchen eine Versammlung ab, in der dem Verein Sieglos das Bezirksfest 1939 zugesagt wurde. Der Verein war durch den Chormeister, den Vereinsführer und den Kassierer vertreten.

Ein Jahr fleißiger Sängerarbeit ist vorüber. Die freude- und kraftgebende Wirkung des deutschen Liedes hat uns überall und immer begleitet, wo wir auch waren oder unseren Berufen nachgingen. Möge das deutsche Lied noch mehr und noch inniger die Liebe zu unserem lieben Vaterland mehren und vertiefen.

Es lebe das deutsche Volk und seine herrlichen Lieder!

Rhina, den 21. Januar 1939 

Der Schriftführer
Heinrich Lotz

bestätigt: Der Vereinsführer
Manns


Die letzten Juden müssen Rhina verlassen

 

Bürgermeister Rohrbach befiehlt am 1.3.1939 den letzten verbliebenen Juden, Rhina binnen 2 Tagen zu verlassen. Wohl 49 Menschen der ehemaligen jüdischen Gemeinde werden später ermordet.

 

Am 1. September 1939 überfällt Deutschland sein Nachbarland Polen, es ist der Beginn des 2. Weltkriegs.


 

Ruinen der zerstörten Synagogen müssen abgeräumt werden.

Der Regierungspräsident wandte sich am 17. Oktober 1939 mit folgendem Anliegen an die Landratsämter: „Betrifft: Ruinen der Synagogen jüdischer Kultusvereinigungen / Unter Bezugnahme auf meine Verfügung vom 4.4.1939 – A I a H 21-2- (geheim) bitte ich um baldgefällige Mitteilung, ob die Beseitigung der Ruinen der jüdischen Kultusvereinigungen inzwischen erfolgt bzw. wie weit diese fortgeschritten ist, da mich der Herr Oberpräsident um Bericht ersucht hat. Frist: 6.11.1939“ – Bürgermeister Rohrbach meldete am 25. Oktober 1939: „An den Herrn Landrat in Hünfeld zurückgesandt, mit dem Bemerken, daß die Ruinen der jüdischen Synagoge restlos beseitigt sind, Rhina, 25.10.39, Der Bürgermeister, Rohrbach“. 

 

 

15. Jahresbericht des Männergesangvereins

 

Mitgliederbewegung: infolge Krieg nicht registriert

Nach den kritischen Tagen der drohenden Kriegsgefahr, die der Herbst des Jahres 1938 brachte, atmete unser Volk wieder auf, der Albdruck war gewichen. Auch unser neues Vereinsjahr 1939 begann wieder mit voller Ruhe und neuer Kraft. Mit Freude und Fleiß ging es an die schönen großen Aufgaben für das neue Jahr. Das große Musikfest mit dem 100jährigen Stiftungsfest des Sängergaues „Kurhessen“ zu Pfingsten in Kassel stand bevor. Aus dem Liederheft, das aus diesem Anlass vom Gau herausgegeben war, wurden schöne Lieder geübt. Am 23. April fand die erste Chorprobe des Sängerkreises Hersfeld in der schönen und nur für diese Zwecke so wunderbar geeigneten Kulturhalle Hersfeld statt. Es beteiligten sich rund 600 Sänger. Die Leitung hatte der beliebte und allseits verehrte Gauchormeister Dr. Laugs, Kassel. Es war ein großes erhabenes Erlebnis wie 600 Sängerkehlen in brausend mächtigen Akkorden die Größe und Herrlichkeit des deutschen Liedes zum Ausdruck brachten. Diese schöne Stunde wird allen unvergesslich bleiben. - Zur Heldengedenkfeier am Gefallenen-Ehrenmal sang der Verein „Morgenrot“, „Freiheit, die ich meine“ und „Ich hatt`einen Kameraden““. - Am 23. März konnten wir wiederum unserem verehrten Chormeister ein Geburtstagsständchen bringen. Es ist dieser Tag für uns Sänger immer wieder ein Tag des Dankes an unseren unermüdlichen und opferfreudigen Chormeister. - Der 14. Mai war dem Verein wieder einmal ein Fest- und Feiertag. Sangesbruder Karl Fischer feierte Hochzeit. Der Verein brachte ihm am Nachmittag ein Ständchen mit den Liedern „Heut hab ich die Wacht allhier“, „Im schönsten Wiesengrunde“ und „Vielliebchen liebt den Mai“. Anschließend war der Verein zum Hochzeitstanz eingeladen. Sangesbruder Karl Fischer bewirtete seine Gäste mit einem Fass Bier. Viele schöne Lieder erklangen noch zu Ehren des jungen Paares. Es war ein schöner Abend. - Inzwischen war der Tag der 100-Jahrfeier des Sängergaues „Kurhessen“ heran - gekommen. Die Anfang des Jahres geplante geschlossene Teilnahme des Vereins konnte aus verschiedenen Gründen nicht stattfinden. Als Vertreter des Vereins wurden die Sangesbrüder Adam Lotz und Heinrich Lotz bestimmt. Die beiden Teilnehmer gaben nach Rückkehr einen eindrucksvollen Bericht. Dieser gab dem Verein einen Einblick in das Schöne, Große und Erhabene des deutschen Liedes. Besonders erwähnenswert war die 9. Sinfonie Beethovens u.a.m.. - Das Bezirkssängerfest fand am 13. August in Sieglos statt. Im Vereinssingen trug der Verein das schöne Lied „Wie könnt ich dein vergessen..“ vor. Der herrlich ausgestattete und schön gelegene Festplatz mitten im Walde brachte unsere frohen Sänger sehr bald in frohe Stimmung. Keiner ahnte, dass schon 10 Tage später ein fürchterlicher Krieg seinen Anfang nehmen sollte.

Der Krieg begann. Die Gesangstunden wurden eingestellt – nach geraumer Zeit wurde noch mehrmals versucht auch trotz des Krieges weiter zu üben und zu singen – aber ohne Erfolg, denn allzu viele Sänger wurden zu den Waffen gerufen. Als erster Sangesbruder Heinrich Will, ihm folgten bald die Sangesbrüder Karl Heß, Heinrich Fischer, Adam Lübeck, Johann Hofmann, Ernst Maul, Heini Webert, Hans Hahn, Walter Nölker.

Zur Kriegsweihnacht war es möglich , durch den unermüdlichen Einsatz unseres lieben Vereinsführers Adam Manns jedem zur Wehrmacht einberufenen Mitglied ein Päckchen zu senden, welche bei unseren Mitgliedern viel Freude und Dankbarkeit auslösten.

Still und ruhig, übertönt vom Kriegslärm, schloß das so hoffnungsvoll und freudig begonnene Jahr 1939.

 

Rhina, den 23. Januar 1940
Der Schriftführer 
Heinrich Lotz

bestätigt:
Der Vereinsführer
Manns

Rhina-Chronik 1940 – 1949

Jüdische Personenstandsregister müssen an SS-Diensstelle abgegeben werden

 

Der „Direktor der Reichsstelle für Sippenforschung“ forderte das Landratsamt am 21. Dezember 1940 auf, „im Einvernehmen mit dem Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern (...) alle sichergestellten jüdischen Personenstandsregister (seiner) Dienststelle zur Aufbewahrung und Auswertung zu übergeben“. Am 10. Januar 1941 wurden alle Unterlagen, die Rhina und die anderen jüdischen Gemeinden betrafen, an diese Dienststelle verschickt.

Kriegsteilnehmer aus Rhina

Lehrer Schröder listet am 7. April 1941 die Kriegsteilnehmer aus Rhina auf:

 

1. Soldat Hans Gutberlet,
2. Gefr. Heinr. Manns,
3. Soldat Adam Manns,
4. Gefr. Adam Lübeck,
5. Utffz. Gustav Lübeck, 

6. Soldat Adam Hofmann,
7. Soldat Georg Lipphardt,
8. O. Gefr. Adam Koch,
9. Soldat Heinr. Koch,
10. Soldat Georg Becker,
11. Soldat Georg Schul,
12. Schütze Heinr. Reidt,
13. Gefr. Hans Hahn,
14. Feldw. Otto Trebing,
15. Utffz. Albert Rogozinski,
16. Utffz. Hans Lotz,
17. Soldat Franz Kolar,
18. Gefr. Christian Schüler,
19. O. Soldat Ferdinand Becker,
20. Soldat Ernst Maul,
21. Ltn. Adam Webert,
22. Hptfw. Hans Webert,
23. Utffz. Willi Webert,
24. Soldat Heini Webert, 
25. Feldpostinsp. Willy Völker,
26. O. Gefr. Georg Bube,
27. Gefr. Wilhelm Schäfer,
28. Soldat Karl König,
29. Gefr. Kurt Kollmann,
30. O. Gefr. Karl Herzberg,
31. Utffz. Kaspar Reidt,
32. Gefr. Johann Hofmann,
33. Soldat Karl Webert, 
34. Schütze Vik. Hergert,
35. Gefr. Fritz Reitz,
36. Soldat Adam Kemmler,
37. Utffz. Jakob Wagner,
38. Gefr. Walter Völker,
39. Gefr. Hans Hofmann,
40. Utffz. Kurt Horst,
41. Schütze Valentin Gippert,
42. Soldat Heinrich Wagner, 
43. Gefr. Hans Lübeck,
44. Gefr. Hans Fischer,
45. Gefr. Heinrich Fischer,
46. Gefr. Hofmann,
47. Gefr. Andreas Webert
48. Gefr. Heinrich Baumgart

 

Einschränkungen im Schulunterricht

 

Der Krieg führte zu Einschränkungen im Schulunterricht: Lehrer Schröder unterrichtet seit
6. Januar 1941 nur noch an 3 Tagen der Woche: Dienstag, Donnerstag und Samstag in Rhina

und an den übrigen drei Wochentagen in Wehrda, weil Lehrer Udo Bartholmes in den Weihnachtsferien zur Wehrmacht eingezogen wurde.“ (ev. Schulchronik) Im Mai 1941 verließ der Lehrer Otto Schröder Rhina, um eine Lehrerstelle im besetzten Lothringen anzutreten. Es ging dort auch um das Vermitteln der nationalsozialistischen Ideologie.

Blick vom Sandberg auf das Überschwemmungsgebiet

Hochwasser, ein Aufsatz in der evangelischen Schulchronik

 

„Hochwasser in Rhina: Vom 18.3. – 20.3. (1942) war in unserem Dorf Hochwasser. Es kam durch die Schneeschmelze. Mittags um 12 Uhr begann es zu steigen. Um drei Uhr war es schon fünfzig Zentimeter höher, und so stieg es immer weiter. Man konnte schon nicht mehr zur Bahn. Um 6 Uhr stand es so hoch, daß der Bauer Hofmann es schon in der Stube hatte. Um neun Uhr war es beim Bürgermeister in der Stube. Seinen Höhepunkt erreichte das Wasser um zehn Uhr abends, wo es beim Bauer Hofmann einen Meter hoch in der Stube stand. Viele Leute waren eingeschlossen und hatten auch Wasser im Haus. Heute war es schon ein wenig gefallen, und bis zum anderen Morgen hatte es sich ganz verlaufen. Das Wasser hat (großen) Schaden angerichtet. Bei uns ist ein ganzes Stück aus der Straße weggespült. An anderen Stellen lag der Schlamm zwanzig Zentimeter hoch. Wasser ist ein Element, dem wir nicht ausweichen können.
Rhina, den 16.4.1942 / Karl Allendorf, 13 Jahre“

10 Jahre 3. Reich, Bericht in der evangelischen Schulchronik

 

„10 Jahre 3. Reich: Am 30. Januar 1943 wurde in dem von den Kindern festlich geschmückten Schulsaal in einer schlichten Feier der 10. Wiederkehr des Tages der Machtübernahme durch den Führer Adolf Hitler gedacht. (Wegen dem Ernst der Lage im Osten waren besondere Feierlichkeiten abgesagt.) Um 9 Uhr hörte die Schuljugend im Rohrbachschen Saale die Übertragung der Rede des Reichsjugendführers Axmann.“

 

Schulentlassung, Bericht in der evangelischen Schulchronik


Am 28. März 1943, 10 Uhr vormittags, fanden in einer gemeinsamen Feier in Neukirchen auch die Schulentlassung und die feierliche 
Verpflichtung der Vierzehnjährigen auf den Führer statt. Entlassen wurden: 2 Knaben (Karl Allendorf, Karl Kemmler) / 2 Mädchen (Christ. Maul, Annel. Will).


Das Foto zeigt die Kindergartenkinder mit ihren Betreuerinnen vor dem Kindergarten im Jahr 1944. Das Haus stand auf dem Grundstück an der heutigen Adresse „Wetzloserstraße 6“.

Luftkampf über Rhina

 

Unter dem 24. Februar 1944 folgte wieder ein Schüleraufsatz in der ev. Schulchronik:

„Luftkampf über Rhina - Es war gegen Mittag, 1 Uhr. Da hörte ich das bekannte Motorengebrumm der feindlichen Flieger. Größere und kleinere Verbände flogen von Westen nach Osten. Ich konnte deutlich die einzelnen Flugzeuge unterscheiden. Schon waren unsere Jäger da. Rasch folgten jetzt die Angriffe. Maschinengewehre ratterten, und die Bordflak funkte dazwischen. Ein Bomber näherte sich der Erde, eine weiße Rauchfahne hinter sich lassend. Dort brennt eins, dort noch eins. Fünf Mann sehe ich mit Fallschirmen abspringen. Die Fallschirme öffnen sich. Langsam senken sich die weißen Punkte zur Erde. Ganz Rhina ist auf den Beinen. Der erste Abspringer ist in dem Jägerholz gelandet. Im Triumphzug wird er auf die Ortspolizei gebracht. Dort muß er alle seine Sachen vorzeigen. Wer weiß, was man diesem Kerl alles über Deutschland vorgeschwindelt hat? Die kurze Zeit in Rhina hat ihm schon gezeigt, wie wir eingestellt sind und wie es im fünften Kriegsjahr zugeht bei uns. Ein zweiter kommt von Schletzenrod. Dann kommt noch einer von Wehrda. Autofahrt nach Hünfeld. Dort sollen noch 16 andere Abspringer eingeliefert sein. Geschrieben zur Erinnerung an meine Schulzeit in Rhina von Okt. 1943 bis 8. März 1944
Ingrid Salomon aus Bochum, geb. 12.2.1930“


Ukrainische Fremdarbeiterin Maria

Die amerikanischen Streitkräfte ziehen am 30. März (Karfreitag) in Rhina ein. Sie nehmen Quartier im Schulgebäude in der Wehrdaer Straße und im Haus von Schreiner Georg Schul in der Schloßstraße.
 

Brigitte Webert erzählt, dass die beiden Mädchen Anna und Maria, die als Fremdarbeiterinnen aus der Ukraine in Rhina bei Bauern arbeiteten, aus ihren leidvollen Erfahrungen mit dem Krieg in ihrer Heimat wussten, was bei einem Einmarsch zu tun sei. Als die Amerikaner näher kamen, hängten die Mädchen weiße Bettlagen aus den Fenstern. Im Bauernhaus von Webert hatten sich die Amerikaner beim Einmarsch für eine Nacht einquartiert. Sie hätten sich Lebensmittel aus der Wurstkammer geholt. Zur Mahlzeit hätten sie das gute Geschirr aus den Schränken genommen. Auch vom bereits vorbereiteten Osterkuchen hätten sie sich einige Stücke genommen. Als Abschiedsgeschenk hätten sie ein Stück Schokolade im Nachttisch hinterlassen. Die später länger in Rhina stationierten US-Soldaten hätten sich besonders für die Fahrräder im Dorf interessiert. Manche hätten nicht Rad fahren können und fleißig geübt.


Am 8. Mai endet der 2. Weltkrieg in Europa.


Opfer im Holocaust


Opfer der Verfolgung des nationalsozialistischen Systems mit Rhinaer Wurzeln wurden nach einer Aufstellung von Elisabeth Sternberg-Siebert aus Burghaun in ihrem Buch „Juden im Hünfelder Land“ die unten genannten 49 Personen.

Bernhard Katz (*1874), Emma Katz (*1886), Leopold Katz (*1886), Bertha Katz (*1889), Fredy Katz (*1921), Levi Katz (*1896), Friedel Katz (*1903), David Katz (*1931), Sophie Katz (*1935), Greta Katzenstein (*1911), Isaac Katzenstein II (*1863), Jeanette Katzenstein (*1864), Hugo Katzenstein (*1899), Rosa Katzenstein (*1901), Jakob Klebe (*1881), Malchen Klebe (*1883), Josef Klebe (*1873), Lina (Helene) Klebe (*1880), Lina Klebe (*1887), Friedel Klebe (*1914), Josef Klebe (*1917), Mirjam Klebe (*1923), Senta Klebe (*1925), Herbert Klebe (*1927), Sally Klebe (*1884), Julchen Klebe (*1889), Rudi Klebe (*1922), Johanna Levi (*1877), Leopold Metzger (*1881), Rickchen Metzger (*1884), Selma Metzger (*1919), Max Nußbaum (*1905), Bella Nußbaum (*1894), Sara Nußbaum (*1881), Emanuel Oppenheim (*1885), Jette Oppenheim (*1893), Else Oppenheim (*1923), David Pfifferling (*1893), Henny Pfifferling (*1897), Natalia Pfifferling (*1924), Josef Pfifferling (*1881), Julchen Pfifferling (*1886), Hannchen Simon (*1880), Isidor Victor (*1894), Moritz Victor (*1893), Irma Victor (*1898), Kurt Victor (*1930), Moritz (Moses) Victor (*1875), Karoline (Lina) Victor *(1877) 

Zum Gedenken an die Opfer wurde auf dem jüdischen Friedhof 1988 ein Gedenkstein errichtet. Im Jahr 2019 wurden erste Stolpersteine im Ort verlegt, weitere sollen folgen.


Opfer der Kriegshandlungen


Aus Rhina wurden bei Kriegshandlungen die folgenden 27 Personen getötet.
An sie wird auf einer Tafel an der Friedhofshalle erinnert.

Adam Bolender, Jakob Bolender, Willi Bube, Heinrich Fischer, Hans Gutberlet, Hans Hahn
Ernst Helbig, Horst Helbig, Karl Herzberg, Hans Hofmann, Johannes Hofmann, Adam Kemmler, Bruno Knapp, Karl Kraft, Adam Lübeck, Adam Manns, Heinrich Manns, Emmi Reidt, Karl Richter, Bruno Ritter, Albert Rogozinski, Adam Rohrbach, Valentin Ruppel
Wilhelm Schäfer, Heinrich Schienbein, Frank Schulze, Hans Webert


 

Am 1. August wird Karl Fischer von der Militärregierung als Bürgermeister eingesetzt.

 

Karl Fischer schreibt in seinen Aufzeichnungen:
Amerikanische Soldaten hatten das Schulhaus sowie das Haus des Georg Schul belegt. Es war eine Sperrstunde festgesetzt und nach einer bestimmten Uhrzeit durfte sich niemand mehr außer Hause aufhalten. Am 1. August 1945 wurde ich von der Militärregierung in Hünfeld als Bürgermeister eıngesetzt. Alle Personen die in der N.S.D.A.P ein Amt begleitet hatten, wurden ihres Amtes enthoben.

Meine ersten Amtshandlungen waren jeden Abend die Unterbringung der Rückwanderer. Es mußte ein Quartierschein ausgeschrieben und ein Berechtigungsschein für Lebensmittel für einen Tag ausgestellt werden. Ich habe für die Einteilungen eine laufende Liste geführt.

Die Einwohnerliste war nach Angaben von Bürgermeister Rohrbach kurz vor Kriegsende von der Kreisleitung abgeholt worden, so daß keinerlei Unterlagen vorhanden waren. In mühsamer Arbeit habe ich ein neues Einwohner-Melderegister aufgestellt.

 



Am 1. Oktober wird die Volksschule in der Wehrdaer Straße wieder eröffnet.

 

Für den 1945 vom Dienst suspendierten Lehrer Otto Schröder wurde Frau Brigitte Webert eingestellt, die Frau des Pfarrers Adam Webert.

 

Auch Lehrer Otto Schröder wurde vom Dienst suspendiert. Die Chronik der (evangelischen) Schule berichtet unter dem 2. November 1947, dass Schröder zu diesem Zeitpunkt noch auf seine Entnazifizierung vor der Spruchkammer in Hünfeld wartete. Tatsächlich war die Chronik der (evangelischen) Schule, die mit einer kurzen Unterbrechung während des Zweiten Weltkrieges von 1911 bis zum Ende des Dritten Reiches von Lehrer Otto Schröder geführt worden war, der NSDAP-Mitglied gewesen war, von der Staatsanwaltschaft eingezogen worden, weil der Verdacht der Urkundenfälschung aufgekommen war. Die Eintragungen Schröders über das Schicksal der jüdischen Bevölkerung sind sehr zurückhaltend formuliert. Außerdem sind in der Chronik einige Flugblätter abgeheftet worden, in denen das NS-Regime angegriffen wird. Der Besitz dieser Flugblätter wurde während des Krieges streng bestraft. Es drängt sich tatsächlich der Verdacht auf, dass die Chronik in der Phase des Zusammenbruchs von Schröder manipuliert wurde, denn warum hätte sich der Lehrer als NSDAP-Mitglied im Dritten Reich dieser Gefahr aussetzen sollen? Jedenfalls reichte der Kasseler Oberstaatsanwalt die Schulchronik am 5. Mai 1949 mit folgenden Ausführungen an den Hünfelder Kreisschulrat zurück: „In der Anlage sende ich die Chronik der Ev. Schule in Rhina. Die Chronik war im Rahmen eines strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens von mir beschlagnahmt worden, weil der Verdacht der Urkundenfälschung durch den früheren Lehrer Otto Schröder aus Rhina aufgetaucht war. Das Verfahren gegen Otto Schröder habe ich inzwischen mangels Beweises eingestellt.


Am 9. März findet die erste Mitgliederversammlung des MGV Rhina nach dem Krieg statt. Die regelmäßigen Gesangstunden werden wieder aufgenommen.

 

Wiederbeginn der Vereinstätigkeit im März 1946

Nach der Ruhe der Kriegs-und Nachkriegsjahre 1940/41/42/43/44 und 45 wird der folgende Jahresbericht 1946 unter der lfd. Nr. 16 weitergeführt.

 

16. Jahresbericht (Vereinsjahr 1946)

 

Mitgliederzahl: aktiv: 30 / passiv: 7 / Ehrenmitglieder: 0 / Bestand: 37

 

Die stets rege Tätigkeit des Vereins, die schon seit seiner Gründung im Jahre 1924 einsetzte und die den Verein zu beachtlichen Höhen seiner Leistung wachsen ließ, wurde durch den Kriegsausbruch am 1. September 1939 jäh unterbrochen. Der größte Teil der Sangesbrüder wurde zur Wehrmacht einberufen. Übungsstunden konnten nicht mehr stattfinden.

Nachdem der Krieg beendet war und seine Wunden und Schmerzen sich in den Rhythmus des täglichen Lebens eingefügt hatten, begann es sich wieder in den Herzen unserer Sänger zu regen. Die Sehnsucht zum Lied, zu seiner bejahenden Wirkung und Schönheit, wuchs über die Sorgen des Alltags hinaus und drängte zur Entfaltung. Die Macht des Liedes mußte wieder lebendig, mußte wieder jene herrliche Quelle werden, die uns so oft in Freud und Leid soviel Kraft, Mut und Wille zur Tat geschenkt hat. - Vieles ist verloren, das herrliche deutsche Lied – die Heimat in ihm – ist uns geblieben. Sein Reichtum, seine unerschöpfliche und wohltuende Wirkung auf unsere Seele und Gemüt, soll uns nun wieder im harten Alltag des Lebens begleiten.

Am 9. März 1946 konnte nach schweren Kriegsjahren die erste Versammlung stattfinden. Wieder zu singen war der einmütige Wille aller Anwesenden. Der Vors. Adam Manns, der die Geschicke des Vereins in jahrzehntelanger, hingebungsvoller Arbeit vorbildlich gelenkt hatte, bat darum, ihn infolge seines Gesundheitszustandes vom Amte zu entbinden. Seinem Antrag wurde mit der Ernennung zum Ehrenvorsitzenden stattgegeben. Sangesbruder Ernst Maul, der auch mit besonders rühriger Tätigkeit die Wiederaufnahme der Gesangstätigkeit betrieben hatte, wurde einstimmig zum Nachfolger gewählt. Der Verein war nun wieder lebensfähig. Die vorläufige Genehmigung seitens der Militärregierung war erteilt, die schwere Frage der Besetzung des Chormeisteramtes jedoch ungelöst. Die gute sangliche Begabung des neuen Vorsitzenden führte hier zu einem vorläufigen Ausweg, und unter seiner Leitung gelang es mit Unterstützung von Schriftführer Heinrich Lotz am Klavier die schlafenden Stimmen zu wecken und zu neuem Wirken anzuspornen. Die Sänger folgten willig und mit Lust und Liebe wurde wieder gesungen. Ja, es gelang sogar das erste neu eingeübte „Schifferlied“ bald in der Öffentlichkeit vorzutragen. Der Anfang war gemacht.

Die Grundlage eines jeden Gesangvereins, der fachliche, musikalisch geschulte Aufbau

harrte jedoch – mit zunehmender Freude am liebgewonnenen alten deutschen Männergesang – der baldigen Lösung. Diese kam jedoch schneller als wir dachten. Im Juli kehrte unser vertrauter Chormeister wieder zurück und konnte wieder die musikalische Leitung des Vereins übernehmen. Der Kreis war geschlossen. Der Wille zur Tat und der Glaube an die Macht der Lieder hatten gesiegt.

Bei seinem ersten Vereinsausflug am Himmelfahrtstag zum Stoppelsberg und zum Gasthof „Burg Hauneck“ konnte der Verein dortselbst die ersten Proben seines Könnens ablegen. - Der 6. Oktober fand den Verein schon mitten in seinen Pflichten: die erste Ehrung konnte erfolgen. Sangesbruder Andr. Eidam hatte Silberhochzeit. Ihm wurden „Eintracht und Liebe“ und das „Schifferlied“ als Ständchen gebracht. - Am Totensonntag wurde zum Gedenken unserer lieben, im Krieg gebliebenen Sangesbrüder Valentin Ruppel, Johann Hofmann und Hans Hahn am Grabe von V. Ruppel eine Feierstunde abgehalten. In seiner Ansprache, die von den Liedern „Wie sie so sanft ruhn“ und“Über den Sternen“ umrahmt war, ließ der Vorsitzende die Zeit seit Beginn des Krieges an unserem geistigen Auge vorüberziehen und würdigte in herzlichen Worten die vorbildliche Treue der gefallenen Kameraden. Auch gedachte er in warmen Worten der lieben Sangesbrüder, über deren Schicksal noch Ungewissheit herrscht. Und mit dem Wunsche, dass alle noch in Gefangenheit weilenden Sangesbrüder bald nach Hause kehren möchten und mit der Bitte, sich die Treue unserer gefallenen Sangesbrüder zum Vorbild zu nehmen, schloss er seine Worte und als äußeres Zeichen der Verbundenheit mit unseren verbliebenen Kameraden legte er am Grabe einen Kranz nieder. - Mitte November begannen die Vorbereitungen zur Weihnachtsfeier. Am 6. Dezember brachte der Verein dem Sangesbruder Georg Jäger zur Goldenen Hochzeit ein Ständchen mit den Liedern „Eintracht und Liebe“ und „Heimkehr“. - Zum Vergnügungsabend des Fußballvereins am 21. Dezember, zu dem der Verein als Gast geladen war, wurden einige Lieder vorgetragen. - Inzwischen war bei fleißigem Üben unserer Theatergruppe und Bastelarbeiten an Weihnachtsgeschenken für unsere Kinder und anderen Vorbereitungen die Weihnachtsfeier herangerückt. Diese fand am 1. Feiertag im festlich ausgestatteten Vereinslokal statt. Mit der Begrüßung durch den Vorsitzenden und dem Weihnachtslied „Ringsum welch einsam Schweigen“ wurde die Feier eingeleitet. Zwei Einakter wurden aufgeführt und die Kinderbescherung durch den Nikolaus brachte viel Freude. Eine Kaffeepause und eine Verlosung brachten schöne Abwechslung.

Die Feier wurde noch mit den Liedern „Winternächtges Schweigen“ und „Abendglocken“ umrahmt. Am Heiligabend sang der Verein in der Kirche „Ringsum ...“ und „Winternächtges Schweigen“ .

Die in unsere Gegend geflüchteten Sudetendeutschen veranstalteten am 12. Januar 1947 im Saal der Gastwirtschaft Kimpel in Neukirchen einen Heimatabend. Der Verein war zur Mitwirkung eingeladen. Die wirkungsvoll vorgetragenen Lieder „Heimkehr“, „Im Walde“ , „Liebesklage“ , „Rosemarie“ , „In einem kühlen Grunde“ und „Abendglocken“ , die sich harmonisch in die bunte Reihenfolge der Darbietungen einfügten, fanden lebhaften und dankbaren Beifall. Dieses erste Auftreten vor der großen Öffentlichkeit war ein voller Erfolg und wird dazu beitragen, die Liebe zum und die Freude am Gesang zu steigern – Am 16. Januar feierte Sangesbruder Konrad Ränker sein 25. Arbeitsjubiläum. Seine Sangesbrüder brachten dem Jubilar „Liebesklage“ und „Es kam ein Knab...“ als Ständchen.

Das erste Jahr `Sängerarbeit`nach dem Kriege ist vorüber. Über all den traurigen Worten tönt dennoch wieder, beschwingt und freudezaubernd, das deutsche Lied. Wir sind dankbar, dass es uns geblieben. Mutig und unverzagt wollen wir vorwärts schreiten – unsere Lieder sollen uns Richtschnur und Leitstern sein und mit ihnen - „Sangesbrüder“ - vorwärts, durch Nacht zum Licht !

 

Rhina, den 18. Januar 1947 

Der Schriftführer
Heinrich Lotz

bestätigt: Vorsitzender

 

Im März treffen die ersten Heimatvertriebenen in Neukirchen ein.


„Im März 1946 trafen die ersten Heimatvertriebenen ein. Die Einweisung erfolgte ohne Schwierigkeiten. Am 26. August 1946 erhielt ich die Nachricht, daß im Saal der Gastwirtschaft ‚Burggraben’ (in Neukirchen) 98 Heimatvertriebene aus Augezd, Kreis Sternberg, eingetroffen und unverzüglich in der Gemeinde Rhina unterzubringen seien. Ich begab mich sofort nach Neukirchen und nahm mir drei Männer der Betreffenden mit nach Rhina zur Besichtigung der vorhandenen Wohnungen, um die Zuteilung entsprechend der Größe der Familien vorzunehmen. Am anderen Morgen begaben wir uns mit Fuhrwerken nach Neukirchen, um die wenige Habe nach hier zu holen. Die Einteilung machte wegen der vorherigen Besichtigung (der freien Wohnungen) keine Schwierigkeiten. Die hiesigen Einwohner fanden sich bereit, die nötigsten Haushaltsgeräte zur Verfügung zu stellen. Der Forstbetrieb des Baron von Eichel stellte uns auf meine Fürsprache hin 48 Raummeter Brennholz zur Verfügung, welche er an die Straße im Mühlgrund brachte. Herr Oberförster Schupelius überließ uns auch unter Aufsicht des Gemeindedieners Heinrich Reidt im Eigenschlag Brennholz.“ Am 2. November 1946 verfügten die Gemeindeverordneten, den Flüchtlingen und Heimatvertriebenen das Gemeindeland „Auf der Warth“ zur Verfügung zu stellen. Dabei mussten auch Rhinaer zurückstecken. Nach der Entscheidung vom 23. März 1947 musste Fritz Kemmler das bis dahin bewirtschaftete Grundstück in dieser Flur den Heimatvertriebenen ebenfalls zur Verfügung stellen. Nach Beschluss vom 24. September 1947 wurde das bis dahin von Philipp Rohrbach bewirtschaftete Land „Am Höhlon“, welches vormals Sally Klebe gehörte, an die Neubürger vergeben.


 

An Himmelfahrt (30. Mai) macht der Gesangverein einen Ausflug zum Gasthof „Burg Hauneck“ nach Oberstoppel und singt nach dem Krieg zum ersten mal wieder öffentlich.

 

Im Wahljahr 1946 wurden die folgenden Personen zur Verwaltung der Gemeinde gewählt:

 

Bürgermeister: Karl Fischer

1. Beigeordneter: Otto Hergert
2. Beigeordneter: Heinrich Horst

Gemeindevertreter: Heinrich Maul, Adam Hofmann, Artur Swoboda, Georg Lübeck, Andreas Eidam, Friedrich Kemmler, Otto Kassner, Otto Baumgart, Otto Hergert

 

Am Samstag, 21. Dezember veranstaltet der Fußballverein im Saal Rohrbach einen Vergnügungsabend.

 

Der Gesangverein richtet am 1. Weihnachtsfeiertag im Saal Rohrbach eine Weihnachtsfeier mit Theateraufführung, Gesangsbeiträgen und selbst gebastelten Geschenken für die Kinder aus.


Der Sängerbund „Eintracht Haunetal“ wird in Rhina wieder gegründet.

 

Am Sonntag, 21. Dezember veranstaltet der Fußballverein einen Theater- und vergnügungsabend.

 

17. Jahresbericht (Vereinsjahr 1947)

 

Das zweite Jahr reger Sängertätigkeit nach dem furchtbaren Kriege ist vorüber. Der alte Sängergeist ist wieder in die Herzen unserer Sänger eingekehrt. Mit Lust und Liebe wurde wieder geübt und Fortschritte erzielt. Die Übungsstunden wurden fast regelmäßig abgehalten. - Am 16. März wurde zur Gedenkfeier des in Rußland gefallenen Sangesbruder Hans Webert in der Kirche die Lieder „Wie sie so sanft ruhn“ und „Wohin soll ich mich wenden“ gesungen. - Am 1. Mai hatte der Verein die Ehre, bei der Maifeier im Saale der Gastwirtschaft Kimpel in Neukirchen mitzuwirken. Es wurden die so gut in den Rahmen passenden Chöre „Empor zum Licht“ und „Vielliebchen liebt den Mai“ mit guter Wirkung vorgetragen. - Der Himmelfahrtstag führte den Verein wie üblich zum Stoppelsberg. Im Burghof wurden die Lieder „Horch, die alten Eichen...“ und „Es löscht das Meer...“ zum Vortrag gebracht.

Zur gegenseitigen Ergänzung unseres Strebens hatte im Mai unser Verein den Nachbars- verein Holzheim/Kruspis zu einem gemütlichen Sängernachmittag eingeladen. Die von unseren Sängern vorgetragenen Lieder wurden von den Gästen dankbar aufgenommen. - Zum 80. Geburtstag am ?? wurde Frau Barbara Maul ein Ständchen mit den Liedern „Am schönsten klingt...“ und „Die Abendglocken“ dargebracht. - Der Gesangverein Holzheim/Kruspis veranstaltete am Sonnabend, den 15. Juni einen Liederabend zu dessen Mitwirkung unser Verein eingeladen war. In abwechselnder Reihenfolge wurden von beiden Vereinen schöne alte Volkslieder vorgetragen. In seiner Ansprache betonte Chormeister Schneider (Holzheim) den Sinn des Gesanges: Das Streben der Gesangvereine, schönes Liedgut zu hegen und zu pflegen und es zu einem unerschöpflichen Kraftquell zu erschließen. Dieser wohlgelungene schöne Liederabend war ein unvergessliches Erleben und mit herzlicher Dankbarkeit nahmen wir von Kruspis Abschied nicht ohne zu geloben, einen gleichartigen Liederabend bald in Rhina zu veranstalten. - Am 25. Juni hatte der Verein zum ersten Mal die große Freude, einem aus Kriegsgefangenschaft Heimgekehrten und zwar unserem Sangesbruder Valentin Gippert ein Ständchen mit den Liedern „Heimkehr“, „Horch, die alten Eichen...“, „Rosemarie“ und „Am schönsten klingt...“ darzubringen. - Schon am 5. Juli konnten wir auch unser heimgekehrtes Mitglied Georg Becker mit den Liedern „Heimkehr“, „Die Abendglocken“ und „Rosemarie“ begrüßen. - Anfang September wurde der liebe alte Sängerbund „Eintracht Haunetal“ wieder ins Leben gerufen. Unser Verein übernahm die Führung und lud die früheren z. Zt. schon wieder tätigen Vereine zur Gründungsversammlung am 14. Sept. nach Rhina ein. Nachdem die Gäste mit „Horch, die alten Eichen...“ und „Es löscht das Meer...“ begrüßt waren, hieß der Vorsitzende unseres Vereins alle Erschienenen herzlich willkommen und erläuterte dann den Sinn und Zweck dieser Versammlung. Der Bund wurde gegründet und unser Vorsitzender E. Maul zum 1. Vorsitzenden des Bundes gewählt. (Näheres über die Gründungsversammlung ist in den Bundesakten niedergelegt.). - An einer Delegiertenversammlung des Bundes am 5. Oktober in Sieglos nahmen als Vertreter unseres Vereins Ernst Maul und Heinrich Lotz teil. - In der Vierteljahresversammlung am 11. Okt. wurde die Abhaltung einer Weihnachtsfeier beschlossen. - Zum Gedenken an unsere Toten veranstaltete der Verein wiederum am Totensonntag am Friedhof eine kleine Feier. Nach dem Gesang des Liedes „Wie sie so sanft ruhn“ gedachte der Vorsitzende unserer toten Sangesbrüder und aller lieben Entschlafenen. Die Feier endete mit dem Lied „Ruhig ist des Todes Schlummer“. - Am 21. Dezember war der Verein wieder wie im Vorjahr zum Theater- und Vergnügungsabend des Fußballklubs eingeladen und wirkte durch Vortrag der Lieder „Im schönsten Wiesengrunde“ und „Freund, ich weiß ein kleines Land...“ unter Führung von Ernst Maul in harmonischer Weise an der Ausgestaltung des Abends mit. Die Zugabe des Liedes „Es löscht das Meer...“ erntete reichen Beifall. - Die Weihnachtsfeier fand wie üblich am 1. Feiertag statt. Nach den Begrüßungsworten durch den Vorsitzenden folgte „Ringsum welch...“. Der Nikolaus bescherte die Kleinen wieder reichlich. - Zwei kleine Theaterstücke, eine Verlosung und eine amerik. Versteigerung füllten den weiteren Abend aus. Der letzte Tag des Jahres fand den Verein zu einem geschlossenen Sylvesterball, der schön und harmonisch verlief.

 

Ein Sängerjahr ist wiederum in den Schoß der Ewigkeit unwiederbringlich versunken.Seine bescheidenen Früchte aber sind uns geblieben. Dankbar nehmen wir sie hin und mit dankbarem Rückblick verlassen wir das alte – mit neuer Hoffnung, zielbewußtem und klaren Willen betreten wir das neue Vereinsjahr. Möge das neue Jahr freudige Sänger finden, die trotz aller Not, aller Sorgen und Mühen in unserem herrlichen deutschen Liede etwas erschließen und finden, das auch das Schwerste überwinden hilft.

 

Deutscher Sänger ! – Deine Arbeit , deine Lieder sind uns Brot – sind uns unentbehrliche Nahrung für unsere kranke Volksseele. Deine Arbeit ist groß und herrlich. Nutze die Zeit und tue deine Pflicht.

 

 

Rhina, den 10. Jan. 1948 
Der Schriftführer
Heinrich Lotz

 

bestätigt: Der Vorsitzende
Ernst Maul


Im Wahljahr 1948 wurden die folgenden Personen zur Verwaltung der Gemeinde gewählt:

 

Bürgermeister: Karl Fischer

1. Beigeordneter: Otto Hergert
2. Beigeordneter: Heinrich Maul

Gemeindevertreter: Adam Hofmann, Artur Swoboda, Georg Lübeck, Andreas Eidam, Friedrich Kemmler, Otto Kassner, Otto Baumgart

 


Am 11. März 1948 versammelten sich die Vertreter der Gemeinde, um eine Wohnungskommission zu bilden. In diese wurden Heinrich Horst, Heinrich Krug, Adam Hofmann, Otto Kassner, Heinrich Maul, Josefine Strake(a)und Arthur Swoboda gewählt. Die Kommission sollte die Verteilung des knappen Wohnraumes vornehmen.


Ihr stand das Recht zu, in Privateigentum einzugreifen, indem sie Häuser besichtigen und festlegen konnte, welche Räume an die Heimatvertriebenen vergeben werden mussten. Aus der Zeit vom 8. April 1948 bis zum 12. April 1949 sind Auszüge aus den Sitzungsprotokollen erhalten. Vorsitzender der Kommission war im Jahr 1948 Heinrich Horst, Schriftführer war Arthur Swoboda. So wurden am 8. April 1948 z. B. folgende Tagesordnungspunkte verhandelt: „1. Otto Kassner soll die Wohnung von dem nach Hersfeld übersiedelten H. Schmidt bekommen im Haus des H. Bube. 2. Willi Beier soll noch ein Zimmer zu seinem einen Raum zubekommen. Die dort wohnende Frau Hölz soll ein Raum abtreten und soll mit einem Raum vorliebnehmen. 3. Jaschek (vier Personen) soll von H. Becker noch einen Raum zubekommen. 4. Lux (vier Personen): Durch seine Anwesenheit muß er noch einen Raum von Gutberlet zubekommen. 5. Ingrisch (2 Personen) beantragt eine Wohnung.“ Nicht immer wurden die Beschlüsse freiwillig umgesetzt. So heißt es am 11. April 1948, dass Gutberlet sich noch nicht zur Aufnahme der zugewiesenen Familie geäußert habe. Die Wohnungskommission schrieb dementsprechend ins Protokoll: „Im schlimmsten Fall muß die Beschlagnahme ausgesprochen werden.“ Tatsächlich entschied die Wohnungskommission am 24. April 1948, Gutberlet die Beschlagnahmeverfügung gegen eine Empfangsbescheinigung zuzustellen.

 

Der am 1. Mai 1948 eingestellte Lehrer Karl Dippel übernahm in Rhina den Organistendienst.

 

Am 20. Juli 1948 wurde die Währungsreform durchgeführt. Altbürgermeister Fischer schildert den Ablauf in Rhina.


„Ich hatte mir als Helfer Hans Fischer, Ernst Meuer und Karl Best hinzugenommen. Im Saal Rohrbach mußten die Bürger ihre 60 RM abliefern und bekamen dafür 60 DM. Mit Einführung der neuen Währung traten geordnetere Verhältnisse im Verkehr mit Lebensmitteln und sonstigen Gegenständen ein. In den vergangenen Jahren standen der Schwarzhandel und das Schiebertum in Blüte. Die Lebensmittelkarten wurden noch etwa ein Jahr (lang) bis zur richtigen Normalisierung ausgehändigt.“


 

Der MGV Rhina gibt sich den Namenszusatz „Heimatlied“.

 

Jahresbericht des Männergesangvereins

Jahresbericht (Vereinsjahr 1948)


 

Mitgliederstand:

Am Jahresanfang aktiv: 33 / Zugang: 9 / Abgang: 2 / heutiger Stand: 40

Am Jahresanfang passiv: 5 / Zugang: 0 / Abgang: 0 / heutiger Stand: 5

Am Jahresanfang Ehrenmitglieder: 4 / Zugang: 0 / Abgang: 0 / heutiger Stand: 4

Bestand am Jahresanfang: 42 / Bestand heute: 49 

 

Das vergangene Sängerjahr ist weit über die Tätigkeit des vorhergegangenen hinausgeschritten. Große und schöne Leistungen wurden vollbracht, obwohl der Verein durch das lfd. Spruchkammerverfahren gegen seinen Chormeister zeitweise ohne musikalische Leitung gewesen ist. In dankenswerter Weise hatte Herr Chormeister Schneider (Holzheim) vom 14. Februar bis zum 29. April die Chorarbeit übernommen.. - Der alte Sängergeist ist wieder ganz aufgelebt und hat besonders auch von den Herzen unserer jungen Sänger Besitz ergriffen. Bei fast allen dieser jungen Sänger ist eine vorbildliche Mitarbeit und Treue zu erkennen.

Am 16. Januar konnte der Verein Herrn Kaspar Maul zum 80. Geburtstag ein Ständchen bringen. Es wurden ihm „Nur in das Herz...“ und „Im schönsten Wiesengrunde“ als Ständchen dargebracht. Ein Ständchen zur Silberhochzeit bekam unser Sangesbruder Konrad Ränker am 20. Febr. mit „Hör uns...“ und „Eintracht und Liebe“. Sangesbruder Karl Webert, der am 29. Febr. zum ersten Mal nach langer Gefangenschaft auf Urlaub aus Frankreich heimkehrte, wurde mit den Liedern „Heimkehr“ und „Im schönsten Wiesengrunde“ begrüßt. - Zum Volkstrauertag sang der Verein in der Kirche „Hör uns“ und „Wie sie so sanft ruhn“. - Zur Beerdigung der Gattin unseres Ehrenmitgliedes Adam Mohr am 16. März sang der Verein vor dem Hause „Ruhig ist des Todes Schlummer“ und am Grabe „Wie sie so sanft ruhn“. - Sangesbruder Hans Webert feierte am 17. April Hochzeit in Neukirchen. Unser Ständchen bestand aus den Liedern „Hör uns“ und „Ein getreues Herze...“. - Der 1. Mai führte uns nach Kruspis, um dort unserem Sangesbruder Heini Hergert zur Hochzeit ein Ständchen mit den Liedern „Hör uns“ und „Ein getreues Herze...“ zu bringen. - Am 7. Mai wurde Sangesbruder Beier einstimmig als erster Flüchtling in unseren Verein aufgenommen. Der Vorsitzende hob dieses Ereignis besonders hervor und sprach den Wunsch aus, daß bald mehrere folgen möchten. Zu einer Tanzbelustigung hatte der Verein am 8. Mai eingeladen.

Im Mai kehrte Sangesbruder Georg Schul aus französischer Gefangenschaft nach Hause. Als Begrüßung sang der Verein „Heimkehr“, „Horch die alten Eichen...“, Rosemarie“ und das „Schif.ferlied“. Pfingstmontag brachte der Verein Sangesbruder Karl Best ein Ständchen mit den Liedern „Eintracht und Liebe“ und „Vielliebchen liebt den Mai“.

Der 30. Mai fand den Verein im Kreise der Bundesvereine des Sängerbundes „Eintacht Haunetal“ im Saale Kimpel in Neukirchen zum 1. großen Treffen des Bundes. In edlem Wettstreit zeigten die Vereine ihr Können. Schöne und beachtliche Leistungen wurden vollbracht. Auch unser Verein hatte mit seinen Liedern „Am Waldrand...“, „Süß Liebe liebt...“ und am Morgen mit „Das Schifferlied“ und „Heut hab ich die Wacht...“ guten Erfolg. Als Massenchor wurde „Es ritt ein Jäger...“ vorgetragen. - Ein besonderer Tag war die Hochzeit von Sangesbruder Karl Rohrbach am 11. Juni: galt es doch hier nicht nur ihn allein zu ehren, sondern auch unser Können in einer größeren Nachbargemeinde unter Beweis zu stellen. Es wurden zur Trauung in der Kirche in Rothenkirchen „Heilig, heilig“ und „Hör uns“ gesungen. Sangesbruder Kurt Kollmann hatte in liebenswürdiger Weise den Transport übernommen. Sangesbruder Karl Rohrbach hat es sich nicht nehmen lassen, den Verein in seiner neuen Heimat festlich zu bewirten. Bei Kaffee und Kuchen und anderen schönen Sachen feierten wir dortan seinen Ehrentag nach alter Sängerart. - Inzwischen war der große Tag des 2. Sängertreffens im Bunde für das Jahr 1948 gekommen. Es regnete in Strömen und es war fast unmöglich abzufahren. Den Transport hatte wieder Kurt Kollmann übernommen. Doch deutsche Sänger kennen kein Zurück, wenn es gilt, dem Liede zu dienen! Vorwärts durch alle Hindernisse, die Pflicht steht höher. In Oberhaun angekommen hatte der Regen noch nicht viel nachgelassen und das Singen auf der im Freien aufgebauten Bühne wurde dadurch stark beeinträchtigt. Von unserem Verein wurde „Frühling am Rhein“ und „Liebesklage“ vorgetragen. An diesem Tage hatte auch unser Sangesbruder Georg Schul Hochzeit. Nach Rückkehr aus Oberhaun wurde ihm am Abend ein Ständchen in Form der Lieder „Hör uns“, „Ein getreues Herze...“ und „Im schönsten Wiesengrunde“ dargebracht. - Dem Schreinermeister Heinrich Schul, der selbst in seiner Jugend ein eifriger Sänger gewesen ist, brachte der Verein zu seinem 84. Geburtstag ein Ständchen mit den Liedern „Heilig, heilig“ und „Am schönsten klingt...“ .      Einen Beweis, daß unser Verein, wenn er sich voll und ganz einsetzt, singen und auch etwas leisten kann, erbrachte die Teilnahme an dem vom Gesangverein „Harmonie“ Steinbach am 26. September anläßlich eines Dirigenten-Jubiläums veranstalteten öffentlichen Singen. Eine Reihe größerer und guter Gesangvereine legten Proben großen Könnens ab. Mit Stolz konnte auch unser Verein feststellen, daß er mit seinen beiden Liedern „Es löscht das Meer...“ und „Rosemarie“ einen schönen Erfolg erzielte und sich würdig in die Reihen der anderen Vereine einreihen durfte. - 

Am 9. Oktober fand eine besondere Vierteljahresversammlung statt. In ihr wurde über die Feier der `Namensweihe´, der Weihnachtsfeier und eines im Februar 49 stattfindenden Theaterabends Beschluß gefaßt. Die mit Schwung und Energie aufgenommenen Vorarbeiten zur `Namensweihe`, die für den 14. Nov. geplant war, machten trotz aller Schwierigkeiten, die diese Zeit in sich barg, gute Fortschritte. Hier bewahrheitete sich wieder einmal das Sprichwort: Wo ein WiIle ist, da ist auch ein Weg“. Die `Namensweihe`am 14. November wurde zum Höhe – und Glanzpunkt des Sängerjahres 1948. Fünf Vereine hatten unserer Einladung, die durch unseren Sangesfreund Karl Best künstlerisch ausgearbeitet war, Folge geleistet. Die Feier begann um 14 Uhr und wurde vom Verein mit dem deutschen Sängergruß eröffnet. Hierauf begrüßte der Vorsitzende die Gäste mit einem herzlichen Willkommensgruß an den sich die Volksweise „Im schönsten Wiesengrunde“ anschloß, die die `Namensweihe`einleitete. Sangesbruder Heinrich Lotz sprach Worte zur Weihe. Seine Ausführungen standen unter dem Leitwort: „Teure Heimat, wonniges Land, immer sei mein Herz nur dir zugewandt...“ (Der Text der Weiherede ist an anderer Stelle festgehalten.) Nach diesen Worten der Weihe betraten der Vorsitzende und die Sangesbrüder Ernst Meurer, Heini Webert und Karl Best mit der von Heinrich Lotz entworfenen Namensurkunde die Bühne und mit den Worten der Urkunde, die abwechselnd von den 3 genannten Sangesbrüdern feierlich in den Saal klangen, wurde dem Verein der vom Vorsitzenden Ernst Maul vorgeschlagene Name „Heimatlied“ gegeben. Hierauf nahm Sangesbruder Heinrich Lotz die Urkunde entgegen und überreichte sie dem Vorsitzenden mit der Bitte, sie immer dem Verein als flammendes Fanal voranzutragen, damit der Verein stets eingedenk sei der hohen und schönen Aufgaben und Verpflichtung, die er der Heimat schuldig ist. Der Vorsitzende nahm die Urkunde mit Dank an und versprach, den Verein für die Zukunft so zu führen und zu leiten, daß der Verein seiner Dankesschuld an die Heimat jederzeit gerecht wird. Hierauf sang der Verein als Abschluß der `Namensweihe`das von Sangesbruder Karl Fischer in liebenswürdiger Weise gestiftete schöne Heimatlied „Laß mich zurück in meiner Heimat Berge...“. Nach dem Singen der Gastvereine spielte die Kapelle Werner flotte Tanzweisen. In schönster Harmonie nahm ein denkwürdiger Tag und ein bedeutender Markstein in der Geschichte unseres Vereins sein Ende. Es sei hier erwähnt, dass sich um die Gestaltung und Ausstattung des Podiums, das für die `Namensweihe`besonders hergerichtet war, einige Sangesbrüder – besonders der Vorsitzende und dessen Vater Kaspar Maul – verdient gemacht haben.

 

Zur Heimkehr von Sangesbruder Adam Gippert sang der Verein „Heimkehr“ und „Rose- marie“ . Am Totensonntag fand die übliche Gedenkfeier am Friedhof statt. - Die Weihnachtsfeier mußte in diesem Jahre zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins infolge mangels passender Theaterstücke ausfallen. - Am Heiligabend sang der Verein in der Kirche „ ? ? „ und „O du fröhliche“. - Als Gegenbesuch gegenüber unserer Namensweihe war der Verein am 2. Weihnachtsfeiertag zu einer Sängerveranstaltung in Neukirchen verpflichtet. Leider fanden unsere Sänger dortan nicht die dem Ideal der Sänger vorhandenen Verhältnisse vor. Unter viel Mühe wurden, behindert durch Rauch und sonstige Störungen, die beiden Lieder „Trittst im Morgenrot daher“ und „Rüdesheimer Wein“ vorgetragen. - Am Jahresschluß veranstaltete der Verein seinen traditionellen Sylvesterball. In froher Stimmung war das Jahr 1948 beendet und das neue Jahr 1949 begonnen.

Eine Fülle von Sängerarbeit hat der Verein im abgelaufenen Jahr bewältigt. Er erledigte sich seiner Aufgaben, mit geringen Ausnahmen, in schönster Weise. Der umfangreiche Tätigkeitsbericht für das Sängerjahr 1948 beweist in hohem Maße , welche hervorragende und wertvolle Arbeit ein Gesangverein in kultureller Hinsicht leistet und wie notwendig und unentbehrlich intensive und echte Sängertätigkeit für die Allgemeinheit ist. Wie wir im vergangenen Jahr so überaus reichlich den Segen unseres herrlichen deutschen Liedes erleben durften, so wollen wir im nun vor uns liegenden Vereinsjahr alles daransetzen, immer tiefer in das Leben unserer Volkslieder einzudringen und immer mehr Schönes und Erhabenes für uns und unser Volk im Liede formen und gestalten. Mit dem feierlichen Gelöbnis auch in schwerer Zeit unserem über alles geliebten deutschen Lied in selbstloser Hingabe und unvergänglicher Treue zu dienen, schreiten wir nun ins neue Vereinsjahr 1949.

 

Rhina, den 29. Januar 1949 
Der Schriftführer
Heinrich Lotz

 

bestätigt: Der Vorsitzende
Ernst Maul

Über den ehemaligen Besitz der jüdischen Mitbürger kam es etwa seit 1949 zu einer Welle von rechtlichen Auseinandersetzungen. Über diese Verfahren berichtet Altbürgermeister Fischer.

 

Die Gemeindeverwaltung von Rhina hatte 1938 noch im jüdischen Besitz befindliche Häuser und Grundstücke käuflich erworben und weiter veräußert. Ein von der Vermögensverwaltung an die Gemeinde Rhina gestellter Anspruch auf Rückerstattung und ein Vergleich wurden von der Gemeindeverwaltung im Beisein von Oberamtsrat Hamich vom Landratsamt Hünfeld nach eingehender Beratung abgelehnt. Der Bürgermeister wurde ermächtigt, zur Einholung der erforderlichen Rechtsauskünfte einen Rechtsanwalt zu beauftragen. Die Angelegenheit wurde von der Kammer des Landgerichtes Kassel weitergeleitet. Auf Anfrage des Landgerichtes Kassel habe ich folgende Stellungnahme abgegeben: In der Gemeinde Rhina waren die Wohnhäuser 1933 zu nahezu 50% in jüdischem Besitz. Im Zuge der ‚Arisierung’ 1938 sind von überall her Leute gekommen, die unter Druck auf billige Weise in den Besitz von Grundstücken gelangen wollten. Um die Angelegenheit in geordneter Weise zu erledigen, hat Bürgermeister Rohrbach eine Eingabe an den Landrat und die Kreisleitung gemacht. Daraufhin wurde er mit der treuhänderischen Verwaltung des jüdischen Vermögens beauftragt. Es wurden Kaufverträge zwischen den Juden und der Gemeinde Rhina durch den Rechtsanwalt Schramm abgeschlossen. Auf Anordnung von Kreisleitung und Landrat durfte nur der Einheitswert an die Juden bezahlt werden. Der Preis war dem Bürgermeister auch zu gering, deshalb hat er die Weiterveräußerung zum Geschäftswert vorgenommen und das übrige Geld auf ein besonderes Konto gestellt, um eventuelle spätere Forderungen zu begleichen. Bei der Verhandlung in Kassel erhielt die Gemeinde Rhina einen Freispruch. Es wurde das loyale Verhalten der Gemeinde Rhina hervorgehoben, die sich in keiner Weise bereichert habe. Die heutigen Besitzer, die ihr Eigentum mit gutem Geld bezahlt hatten, mußten die Grundstücke noch einmal bezahlen. Hierdurch war innerhalb der Gemeinde Rhina eine gewisse Staatsverdrossenheit eingetreten, die sich durch Wahlenthaltungen bei Bundes- und Landtagswahlen bemerkbar machte. Am Amt für Vermögensverwaltung in Fulda wurden neue Kaufverträge abgeschlossen. Für die jüdischen Einwohner, die keine Ansprüche gestellt hatten, hat die IRSO (jüdische Nachfolgergesellschaft) die Ansprüche übernommen. Die IRSO hat dann die restlichen Ansprüche an die Hessische Treuhandverwaltung in Wiesbaden verkauft, welche dann an die heutigen Besitzer recht hohe Anforderungen stellte. Ich habe das bei einer Unterhaltung mit einem Zeitungsreporter zum Ausdruck gebracht, wodurch ich bei der Hessischen Treuhandverwaltung in Ungnade gefallen war. Der Vorsitzende der Treuhandverwaltung Ministerialrat Dr. Nahm wollte das an Ort und Stelle klären. In einer anberaumten Sitzung am hiesigen Bürgermeisteramt erschienen Dr. Nahm aus Wiesbaden, Herr Regierungsdirektor Dr. Raue (Kassel) und Landrat Beck (Hünfeld). Anhand der vorliegenden Akte habe ich die Herren von der Richtigkeit meiner gemachten Äußerungen überzeugt, so daß die Sache für mich erledigt war. Die jüdischen Einwohner, die durch den Verlust ihrer Existenz finanzielle Nachteile hatten, machten ihre Ansprüche bei der betreffenden Stelle beim Regierungspräsidenten in Kassel geltend. In besonderen Fällen wurde die Sache beim Landgericht in Kassel verhandelt. Das Finanzamt in Bad Hersfeld hat jede Einsichtnahme in die vorhandenen Akten der hiesigen jüdischen Einwohner unerklärlicherweise abgelehnt. Durch eine spätere Wiedergutmachung etwa1970 – 1974 erhielten die Käufer, die rechtlich gezahlt hatten, auf Antrag ihren Kaufpreis nebst 2% Zinsen vom Land Hessen erstattet. Das Grundstück der ehemaligen jüdischen Synagoge und Schule wurde von der IRSO an die Gemeinde Rhina verkauft.“ 


Am 21. Februar veranstaltet der MGV einen Theaterabend.

 

Jahresbericht des Männergesangvereins

 

Jahresbericht (Vereinsjahr 1949)

 

Mitgliederstand:

Am Jahresanfang aktiv: 40 / Zugang: 7 / Abgang: 2 / heutiger Stand: 45

Am Jahresanfang passiv: 5 / Zugang: 0 / Abgang: 0 / heutiger Stand: 5

Am Jahresanfang Ehrenmitglieder: 4 / Zugang: 0 / Abgang: 1 / heutiger Stand: 3

Bestand am Jahresanfang: 49 / Bestand heute: 53 

 

Das Sängerjahr 1949 ist vorüber. Es wurde fleißig geübt und gearbeitet und kleine Erfolge erzielt. Leider wurde die Zeit nicht so genutzt wie es hätte geschehen müssen. Verlorene Stunden sind für immer in den Schoß der Ewigkeit versunken. Das zur Namensweihe am 14. November 1948 gegebene Gelöbnis, noch mehr als früher der Heimat und ihrem schönen Lied zu dienen, wurde im Vereinsjahr 1949 nur zu einem geringen Teil erfüllt. Trotzdem konnte eine allgemein rührige Außenarbeit erzielt werden. - Schon im Januar war der Verein zu einem Werbeabend des MGV Rothenkirchen eingeladen und konnte dortan durch eine Reihe schöner Lieder Dank und Beifall ernten. - Der am 21. Februar durchgeführte Theaterabend hatte durch das dramatische Stück „Beim Kreuz`l im Tannengrund“ einen großen Erfolg und brachte dem Verein auch eine finanziell wertvolle Hilfe. - Am 17. März konnten wir unserem Sangesbruder Heinrich Will zur Silberhochzeit mit „Trittst im Morgenrot...“ und „Es löscht das Meer“ ein Ständchen bringen. - Der 20. März brachte uns durch den gelungenen Liederabend des MGV Holzheim-Kruspis schöne Stunden im deutschen Lied und gab uns Ansporn und neuen Willen zu intensiver Arbeit am Lied (Saal Fürstenberg Neukirchen)). – Am 27. März war dem Verein die Möglichkeit gegeben, das Theaterstück „Ein Kreuz`l im Tannengrund“ in Wetzlos aufzuführen und durch schöne Lieder zu umrahmen. - Im Mai konnten wir Sangesbruder Heinrich Hergert als Heimkehrer mit den Liedern „Heimkehr“, „Schifferlied“ und „Im schönsten Wiesengrunde“ wieder in seiner Heimat begrüßen. - Inzwischen waren die Vorarbeiten für das Sängertreffen in Wehrda gut fortgeschritten und am 28. Mai konnte der Verein unter Leitung des Chormeisters Hans Schneider, der inzwischen an Stelle des Chormeisters Schröder die musikalische Leitung aushilfsweise übernommen hatte, dortan einen guten Erfolg erzielen. Die beiden vorgetragenen Chöre „Wenn der Frühling...“ und „Die Sonn erwacht...“ fanden lebhaften Beifall. - Unser Ehrenvorsitzender Adam Manns, der fast 25 Jahre als 1. Vorsitzender den Verein vorbildlich lenkte und führte, konnte, obwohl sein ganzes Herz an seinem lieben Gesangverein hing, den Ehrentag von Wehrda nicht mehr miterleben. In diesen Tagen zeigten sich bei ihm Gesundheitsstörungen, die es ihm nicht mehr gestatteten,an den Übungs- stunden teilzunehmen. Sein Krankheitszustand verschlimmerte sich von Tag zu Tag und am 1. Juni schloß er für immer seine Augen. Ein wahrhaft aufrichtiges und treues Sängerherz hatte aufgehört zu schlagen. Am 3. Juni geleitete ihn sein Verein zur letzten Ruhestätte. Am Hofe sang ihm seine treue Sängerschar „Stumm schläft der Sänger“. Vorsitzender Ernst Maul widmete ihm am Grabe herzliche Worte des Abschieds. Er dankte ihm noch einmal für all seine Arbeit, die er dem Verein geleistet, er dankte ihm für seine Liebe und vorbildliche Treue zum deutschen Lied. Und mit einem schönen Kranz grüßten noch einmal die Sangesbrüder ihren geliebten und allzeit geachteten Ehrenvorsitzenden. Sangesbruder Heinrich Lotz sprach als Abschiedsgruß das Gedicht „Treu dem Lied und treu dem Bunde“. Ein Führer und Sänger ist von uns gegangen. Solange wir,die ihn kannten und ehrten, leben werden wir ihn nicht vergessen und ein ehrendes Andenken bewahren - Am 10. Juli ging es mit dem Wagen von Sangesbruder Kurt Kollmann bei schönstem Wetter zum 2. Sängertreffen in Wippershain zu edlem Sängerwettstreit. Mit dem Chor „Der Dorfplatz“ hatte sich der Verein eine schwere Aufgabe gestellt. Leider konnte ein voller Erfolg nicht erzielt werden. Als 2. Lied sang der Verein ? ?. Nach einigen Stunden im Kreise froher Sänger ging es gegen Abend heimwärts. - Am 4. September brachte der Verein dem Heimkehrer Adam Webert ein Ständchen mit den Liedern „Horch, die alten Eichen...“, „Heimkehr“ und „Es löscht das Meer...“. - Zur Hochzeit von Sangesbruder Baumgardt sang der Verein in der Kirche zu Wehrda „Hör uns“ und „Vielliebchen liebt...“ Sangesbruder Baumgardt hat die Mitwirkung des Vereins dankbar anerkannt. - Walter Nölker, der am 10. Sept. aus französischer Gefangenschaft heimkehrte , konnte mit „Im schönsten Wiesengrunde“ und „Es löscht das Meer“ begrüßt werden.

Am 16. Sept. geleiteten wir die Gattin unseres Ehrenmitgliedes Valt. Lotz zur letzten Ruhe. Am Hofe sang der Verein „Wie sie so sanft ruhn“ und am Grabe „Über den Sternen“ - Frau Elise Bube konnte am 20. Sept. ihren 90 Geburtstag feiern. Der Verein ehrte die Jubilarin mit den Chören „Heilig, heilig...“ und „Nur in des Herzens...“ . - Der 25. Oktober fand den Verein wieder als Gast des MGV Rothenkirchen. In dessen Chorliederabend und Werbeveranstaltung sangen wir „Nun leb wohl...“, „Am Waldrand“, „Heimkehr“ und „Heimatlos“. - Zum Erntedankfest und zur neu herge-richteten Kirche sang der Verein „Wohin soll ich mich wenden“ und ? ? . - Am 18. Oktober nahm unser Ehrenmtglied Adam Mohr für immer von uns Abschied. Am Hofe sang der Verein „Stumm schläft der Sänger“ und am Grabe „Wie sie so sanft ruhn“. Der Vorsitzende grüßte noch einmal den toten Sänger und legte einen Kranz als letzten Gruß am Grabe nieder. - Eine besondere Heimkehrerbegrüßung gab es für die aus russischer Gefangenschaft entlassenen Flüchtlingsmädchen Eichinger. Sie wurden mit den Liedern „Heimkehr“ und „Schifferlied“ in ihrer neuen Flüchtlingsheimat begrüßt. - Wie alljährlich ehrte der Verein am Totensonntag seine gefallenen und verstorbenen Sangesbrüder und Toten der Gemeinde. Am Friedhof sang der Verein „Wie sie so sanft ruhn“ und „Über den Sternen“. - Die vorweihnachtliche Zeit wurde für die Vorbereitung zur Weihnachtsfeier genutzt. Am Heiligen Abend sang der Verein in der Kirche „Lasst uns singen...“ und „O Tannenbaum“. Die Weihnachtsfeier am 1. Feiertag war eine schöne Veranstaltung. Im Mittelpunkt standen die beiden Stücke „Weihnachtsfeier im Dachstübchen“ und „Im Forsthaus zu Schalhausen“, die gut und wirkungsvoll aufgeführt wurden und reichen und dankbaren Beifall fanden. Die Bescherung der Kinder und einiger „fleißiger“ Sänger, darunter auch der Gesamtvorstand , war sehr humorvoll und von dem lieben langjährigen alten Nikolaus (Emil Maul) wieder wie immer in vollendeter Form durchgeführt. Die Feier wurde zwischendurch von einigen Weihnachtsliedern umrahmt. Eine reiche Verlosung gab einen schönen Abschluß. - Der Sylvesterball lag wieder wie im Vorjahr in den Händen des Vereins.

Das Sängerjahr 1949 ist vorüber. Das neue Jahr 1950 liegt vor uns. Unbekümmert von dem, was es uns bringen mag, scheiden wir Sänger mit dem Liede und dem schönen Vorsatz:

 

Hab ein Lied auf den Lippen,

verlier nie den Mut!

Hab Sonne im Herzen

und alles wird gut!

 

Mutig über die Schwelle in das neue Jahr...

 

Nachtrag:

 

Nach Differenzen mit Chormeister Schröder, die anfänglich dadurch entstanden waren, daß er trotz wiederholten Bitten und Ermahnungen seitens des Gesamtvorstands und der Sänger es an einer intensiven Einübung der Chöre mangeln ließ und wiederholt auch dazu überging die Noten, also die Kompositionen erfahrener Komponisten, zu ändern, kam es dazu, daß die Leistungen des Vereins stark zurückgingen. Da der Bestand und die Aufwärtsentwicklung des Vereins jedoch für alle verantwortungsbewußten Träger des Vereins erste und höchste Aufgabe immer war und auch für die Zukunft sein mußte, kam es Anfang Mai zur Ausscheidung von Chormeister Schröder. Es war sehr bedauerlich, daß durch die vorher genannten Gründe diese Trennung kam. Die großen Verdienste, die sich Chormeister Schröder in seiner Glanzzeit um den Verein erworben hat, wurden über diese Geschehen hinaus für immer in der Geschichte des Vereins vollste Anerkennung finden und unvergessen bleiben.

Am 24. Mai übernahm aushilfsweise Chormeister Schneider (Holzheim) den Verein. Die Sänger hatten sich bald an sein temperamentvolles , scharfes Eingreifen und seine harten und zähen Forderungen gewöhnt, sodaß unter seiner Führung allmählich gute Arbeit zum Vorschein kam. Leider war Schneider durch andere Arbeiten allzusehr überlastet und mußte seine Tätigkeit in unserem Verein allzufrüh wieder aufgeben.

Durch seine Chortätigkeit in unserem Verein und die in dieser Zeit erfolgte enge Zusammenarbeit zwischen Schneider und Lehrer Dippel, der als Sänger im 2. Bass tätig war, war letzterer Ende Oktober soweit eingearbeitet, daß er die Chormeistertätigkeit im Verein übernehmen konnte. Nach einigen Übungsstunden verspürten die Sänger bald die klare und zielbewußte Arbeit ihres Chormeisters und folgten ganz seinen Zielen und Bestrebungen.

 

Rhina, den 21. Januar 1950 
Der Schriftführer
Heinrich Lotz

 

bestätigt: Vorsitzender
Ernst Maul


Rhina-Chronik 1950 – 1959

Am 8. März 1950 führte die Gemeinde eine „Satzung über Hand- und Spanndienste“ ein.

 

Zu dieser Satzung schreibt Altbürgermeister Fischer: „Die Fuhrwerksbesitzer haben auf Anforderung ein Fuhrwerk zu stellen und jeder arbeitsfähige Mann mit dem erforderlichen Arbeitsgerät zu erscheinen. Die gemeindlichen Straßen in der Ortslage befanden sich in einem sehr schlechten Zustand. Bei Regenwetter standen die Pfützen. Ich habe mit der Bundesbahn verhandelt, die bei Gleisarbeiten den alten Schotter an den Böschungen der Wege im Sinzig ablagerte. In Hand- und Spanndienst haben wir uns jedes Jahr ein Stück Weg aufgeschüttet, mit Kleinsplitt abgedeckt und festgewalzt, so daß in einigen Jahren unsere Ortsstraßen in Ordnung waren. Die Gemeindemitglieder haben sich ohne Ausnahme an den Arbeiten beteiligt.“

 

Am 4. Juli richtet der MGV Rhina das erste Sängerfest nach dem Krieg aus.

 

20. Jahresbericht des Männergesangvereins

 

Mitgliedsstand: 
Anfang des Jahres / aktiv 45 / passiv 5 / Ehr.-Mitgl. 3

 

Ein großes inhaltsreiches Jahr ist vorüber. Vor unserem geistigen Auge rollen noch einmal die glänzenden Ereignisse des verflossenen Jahres vorbei. Wir alle stehen noch im Banne des Schönen, Guten und des Wahren, das wir 1950 in und durch unseren lieben Verein erleben durften. Als wir beschlossen, die Feier unseres 25jährigen Bestehens mit der Veranstaltung des Südbezirkes des Sängerbundes „Eintracht Haunetal“ zu verbinden, ahnten wir alle nicht, das unser Vorhaben einen so erfolgreichen und glücklichen Verlauf nehmen würde. - Voll Stolz und Dankbarkeit wollen wir deshalb heute noch einmal Rückschau halten: 25 Jahre, eine Zeit voll schöner, aufblühender und erfolgreicher Sängerarbeit, die wohl keine erhabenere und herrlichere Krönung wie durch das voll gelungene Sängerfest und die Weihe unserer neuen Fahne geschehen ist , erfahren konnte. - Nachdem in der Bundesversammlung vom 12. Februar in Burghaun beschlossen wurde, die seitherigen beiden jährlichen Sängerfeste zu Bundesfesten zu erheben, wurde auf den zielbewußten und entschlossenen Antrag unseres Vorsitzenden das erste Bundesfest nach dem Kriege für den Südbezirk zum 4. Juni 1950 uns zugesprochen. - Bald begannen die erforderlichen Arbeiten. Die organisatorischen Vorbereitungen waren durch die umsichtige Führung unseres Vorsitzenden und seiner Mitarbeiter bis aufs Kleinste in bester Form ausgearbeitet, sodaß ein vorbildlicher und reibungsloser Ablauf des Festes gewährleistet war. - Die gesanglichen Vorbereitungen waren unter dem unermüdlichen und selbstlosen Einsatz von Chormeister Dippel gründlich und zielbewußt. Intensive und ernste Arbeit galt vor allem dem Begrüßungschor „O Schutzgeist alles Schönen“ aus Mozarts Zauberflöte. - Als Festplatz war das Scheunengrundstück von Joh. Hofmann II nahe der Schule ausgewählt. - Am 15. März ergingen die Einladungen an 18 Gesang- und 3 Sportvereine. - Am 20. Mai wurde mit dem Aufbau der Sängerbühne nach einer Zeichnung von Schriftführer H. Lotz begonnen. Die letzte Woche vor dem Fest war von fieberhaften Vorbereitungen erfüllt, sodaß durch selbstlosen Einsatz aller treuen Kräfte ein herrlicher und stimmungsvoller Festplatz geschaffen war. - Der Wettergott war den Sängern und der schönen Musica überaus freundlich gesinnt. Der Abend vor dem Feste vereinigte noch einmal die Sänger zu den letzten Proben und zu einem kleinen gemütlichen Kommers. - Der 4. Juni 1950 – ein herrlicher schöner Sommersonntag – ein großer Festtag war angebrochen. Alles war in festlicher Stimmung. Schon um 8 Uhr trafen die ersten Bundesvereine ein. Um 10 Uhr begann unter Leitung von Bezirkschormeister Hans Schneider die Probe der Bundeslieder „Morgenhymne“ und „Auf, ihr Brüder“. Anschließend an diese begann das Singen der Vereine. Hier legte auch unser Verein mit dem Lied „Die Rosen blühten...“ ein gutes Zeugnis seines Könnens ab. Um 14 Uhr begann die Aufstellung des Festzuges,   

der durch die Teilnahme von rund 20 Gesang- und Sportvereinen einen imposanten und eindrucks- vollen Verlauf nahm. - In der Begrüßung anschließend an den Festzug, die durch einen Sprechchor der Ehrenjungfrauen untermalt war, konnte unser Vorsitzender Ernst Maul, auch gleichzeitig in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Sängerbundes, eine große Zahl von Vereinen und Gästen herzlich willkommen heißen. - Der Begrüßungschor „Oh Schutzgeist alles Schönen“ unter der Stabführung von Chormeister Dippel verlieh der Begrüßung eine tiefe Weihe und verbreitete über alle Gastteilnehmer einen harmonischen und stimmungsvollen Sängergeist. - Im Anschluß an den Bundeschor überreichte der II. Vorsitzende des Bundes, Walter Riebold aus Wippershain, die Jubiläumsurkunde des Sängerbundes. Der Schülerchor unter Leitung von Lehrer Sigulla schloß die offizielle Begrüßung und leitete zum Massenchor über, an den sich das Singen der Gastvereine anschloß. Mit Gesang, Tanz und anderen Belustigungen nahm das erste große Sängerfest des MGV „Heimatlied“ einen überaus schönen und harmonischen Verlauf. Der große Wurf war gelungen, ein schöner und herrlicher Erfolg erzielt. Auch finanziell war das Ergebnis des Festes ein gutes, sodaß der langersehnte Wunsch, dem Verein eine Sängerfahne zu geben, in die Tat umgesetzt werden konnte. - Nach dem Muster der Fahne des MGV Petersberg wurden die Arbeiten zur Beschaffung der erforderlichen Materialien von unserem Vorsitzenden unmittelbar energisch und zielbewußt in Angriff genommen. Die Bearbeitung und Herstellung der Fahne wurde von unserem Sangesbruder Schneidermeister Valentin Becker kostenlos ausgeführt. Ihm sei an dieser Stelle dafür vom Verein ein herzliches Dankeschön ausgesprochen. Die Bemalung wurde von Herrn Ehrhardt (MGV Peters- berg) durchgeführt. ( Es sei bemerkt, daß die Beschaffung von Fahnenmaterial und die Herstellung in dieser Zeit nach dem Kriege, wo die Masse des deutschen Volkes noch Fahnen, die an Krieg und Soldaten erinnerten, sehr kritisch gegenüberstand, sehr schwierig war. Allein dem zähen und unermütlichen Einsatz unseres Vorsitzenden gelang es, trotz aller Schwierigkeiten das Werk zur Vollendung zu führen. Der Verein wird ihm dafür immer dankbar sein.) - Schon am 9. Juli, 4 Wochen nach dem Feste, konnte die Weihe unserer schönen neuen Fahne in feierlicher Form erfolgen. - Als Patenverein war der MGV Holzheim - Kruspis bestellt. - Nach der Begrüßung durch den 1, Vorsitzenden wurde die Feier mit dem Chor „Auf ihr Brüder...“und mit dem Patenchor „Hymne an den Gesang“ eingeleitet. Hierauf vollzog Bundeschormeister Schneider die Weihe der Fahne. Zum ersten Mal entrollte sich vor unseren Augen die langersehnte geliebte Sängerfahne. - Auf der einen Seite trägt sie auf dunkelblauem Samt die Inschrift „Dem Guten, Wahren ,Schönen“ und auf der anderen Seite auf dunkelgelber Fahnenseide das Bildnis des Schwanes mit der Lyra. - Der Vorsitzende übernahm die Fahne mit den Worten: „Von nun an soll uns unsere Fahne in Freud und Leid voranflattern als ein Symbol unzerbrechlicher Treue und engster Zusammengehörigkeit, in der die Kraft und Stärke unseres Vereins für immer verankert ist.“ - Er überreichte dann dies herrliche Kleinod den Fahnenträgern Otto Kassner und Karl Lübeck. - Der Vorsitzende des Patenvereins ,Vogel aus Holzheim, heftete dann im Namen seines Vereins einen Fahnennagel an den Fahnenschaft. - Die Frauen der Vereinsmitglieder überreichten eine Fahnenschleife mit der Widmung „Dem Wahren, Guten, Schönen“. - Die Fahnenschleife der Gemeinde überreichte Bürgermeister und Sangesbruder Karl Fischer. - Nachdem die Fahnenschleifen an unsere stolze Fahne angeheftet waren, gedachte in bewegenden Worten der Vorsitzende der gefallenen und verstorbenen Mitgliedern unseres Vereins und zu ihren Ehren senkte sich zum ersten Mal die neue Fahne. - Ein schöner, feierlicher und unvergeßlicher Akt war vollzogen. - Neben den beiden großen Ereignissen, des Festes und der Fahnenweihe, war auch das übrige Sängerjahr 1950 noch reich an Arbeit und Erlebnissen. Die Übungsstunden wurden regelmäßig durchgeführt, außer der Zeit vor dem Fest, die natürlich erhöhte Tätigkeit mit sich brachte. Der intensive und tatkräftige Einsatz unseres verehrten Chormeisters Lehrer Dippel erzielte im Verein gute Fortschritte. - Zur Hochzeit unseres Sangesbruders Valentin Gippert, der nach Rothenkirchen verzogen ist, sang der Verein in der dortigen Kirche zur Trauung „Nur in des Herzens...“ und „Hör uns...“. Anschließend hatte er den Verein zu einem gemütlichen Beisammensein in die Gastwirtschaft Quanz eingeladen, bei dem auf das Glück und Wohl der Neuvermählten und scheidendem Sangesbruder so manches Glas geleert wurde. - Als unser Jubiläumsfest am 4. Juni vorüber war, ging es bald wieder mit neuem Einsatz und neuer Arbeit an die Vorbereitungen für das Sängerfest des Nordbezirkes in Rotensee. Am schönen Sommertag des 16. Juli fuhr uns der Bus zum verträumten und verborgen liegenden Dörfchen Rotensee. Ein festlich geschmücktes Dorf empfing uns und zum ersten Mal flatterte unserem Verein unsere schöne Sängerfahne voran. Im Vereinssingen zog die glückliche Hand unseres Vorsitzenden Los I. Mit den Chören „Glöcklein...“ und „Wer hat dich, du schöner Wald“ ernteten unsere Sänger lebhaften und dankbaren Beifall. - Am 28. Juli konnten wir den Rußlandheimkehrer Fischer mit den Ständchen „Die Glöcklein...“ und „Abschied“ begrüßen. - Im August beteiligte sich der Verein an einem Sängerfest mit Fahnenweihe des MGV Hünhan und erreichte dortan mit dem Vortrag des Liedes „Die Glöcklein der Herden“ einen lebhaften Beifall. - Am 9. August geleiteten wir die Gattin unseres Ehrenvorsitzenden (verstorbenen) Frau Katharina Manns zur letzten Ruhe. Zum ersten Mal stand hier unsere Fahne im Dienste des Leides. Der Verein sang unter Leitung seines Vorsitzenden als Dirigent am Hofe „Wie sie so sanft ruhn“ und am Grabe „Ruhig ist des Todes...“ . - Durch den Vorsitzenden des Fußballs und des Gesangvereins wurde Ende September aus den Mitgliedern der beiden Vereine ein Kirmes-Komitee gebildet. Dieses Komitee hatte es verstanden, eine schöne Kirmes zu veranstalten bei der auch ein finanzieller Erfolg für beide Vereine sehr willkommen war. - Bei einem Weihnachtssingen der hiesigen Schule im Saale Fürstenberg Neukirchen sang der Verein das Weihnachtslied „Flocken fallen...“. - Wie alljährlich sang der Verein am Heiligen Abend in der Kirche „Winternächtges Schweigen“ und „Flocken fallen“. Da aus besonderen Gründen die traditionelle Weihnachtsfeier ausfallen mußte, versammelte sich der Verein mit seinen Angehörigen am 1. Feiertag abends zu einer kleinen Feier.Im Mittelpunkt stand eine Vision: „Das Gespräch einer Mutter mit ihrem noch in Gefangenschaft weilenden Sohn.“ Ein Quartett aus Sängern mit „Die kleine Plauderei“ und „Der Mann in der Gesangstunde“ bereicherte den Unterhaltungsabend. Weihnachts- und andere passende Lieder boten eine schöne Abwechselung.

25 Jahre sind vorüber. Ein großes und erfolgreiches Jahr hat seine Tore hinter sich geschlossen. Ein Jahr, welches einer der schönsten Marksteine in der Geschichte unseres Vereins sein und bleiben wird. Dankbar und zufrieden nehmen wir Abschied von ihm. Voller neuer Zuversicht und voll schöner Hoffnungen schreiten wir über die Schwelle in das Jahr 1951. Wenn auch die Wogen der Rederei und ??? über Krieg u.s.w. bis in unser kleines Dörfchen dringen und die Not über die Zukunft unseres Volkes und Vaterlandes uns mit banger und stiller Sorge erfüllt, wollen wir Sänger dennoch – schöpfend aus der Kraft unseres Deutschen Liedes – mutig und unverzagt vorwärts schreiten. Möge die Macht der Musik und der Töne dazu beitragen um die ganze Welt das Brüderband zu knüpfen – zu ewigem Frieden und mit dem freudigen Bekenntnis auch durch das Lied für das Erhabene und Schöne, auch für den Frieden zu wirken, schreiten wir in das neue Jahr.

 

Rhina, den 20. Januar 1951 
Der Schriftführer
Heinrich Lotz

 

bestätigt: I. Vorsitzender
Ernst Maul

Glockenweihe am 15. April 1951.

 

Die politische Gemeinde beschloss am 20. Dezember 1950 zur Anschaffung neuer Kirchenglocken 500 DM beizusteuern. Weitere 900 bis 1000 DM sollten der Kirche geliehen werden.Die Glockenweihe fand am 15. April 1951 statt. In der Chronik der evangelischen Schule ist dazu ein Zeitungsartikel eingeklebt: „Neue Glocken für Rhina/Dekan D. Schuster nahm die feierliche Weihe vor. Rhina (Kr. Hünfeld) – Nachdem während des letzten Krieges das Geläut der Kirche in Rhina z. T. eingeschmolzen worden war, ergab sich jetzt die Notwendigkeit, dies wieder zu vervollständigen, zumal die damals übrig gelassene Glocke zwar über einen klaren, aber wenig weittragenden Klang verfügt. Diese Glocke stammt noch aus dem Mittelalter. Die zwei neuen Glocken, von einer westfälischen Glockengießerei hergestellt, trafen in der vergangenen Woche ein und wurden Sonntag in einem feierlichen Festgottesdienst geweiht.


Der Fußballverein veranstaltet ein Sportfest in Rhina.


Am 16. September unternimmt der Gesangverein einen Busausflug zum Edersee.
 

21. Jahresbericht des Männergesangvereins

 

Wenn wir heute über das verflossene Vereinsjahr Rückschau halten und unsere Arbeit zu werten und zu messen suchen, können wir feststellen, daß trotz mutiger Arbeit und teilweise guter Fortschritte nicht alle gesteckten Ziele erreicht werden konnten. Allen Sängern, die durch fleißigen Besuch der Übungsstunden, besonders aber unserem verehrten Chormeister, der durch selbstlosen Einsatz, trotz vieler körperlicher Hindernissen, zu der Fortentwicklung im vergangenen Jahr beigetragen haben, herzlichen Dank. - Das Jahr war wiederum reich an Arbeit und Verpflichtungen, die im Vereinsinteresse nach außen hin geleistet werden mußten. - Gleich zu Beginn des Jahres konnten wir unserem beliebten, jetzt passiven Mitglied Jakob Gutberlet am 28. Februar zu seinem 60. Geburtstag die beiden Lieder „Die Glöcklein der Herden“ und „Im schönsten Wiesengrunde“ als Ständchen bringen. In einer schönen Feierstunde , die uns der Jubilar anschließend im Vereinslokal gestaltete, wurde ihm zu Ehren noch manches schöne Lied gesungen. - Der Theaterabend des Vereins am 14. März mit dem Stück „Der Schuß im Erlengrund“ war ein voller Erfolg. Neben dem finanziellen war auch der moralische Wert auf Spieler und Zuschauer von guter Wirkung. - Am 31. März nahmen Vorstand und Schriftführer an einem wohlgelungenen Liederabend des MGV Wippershain teil. - Als Delegierte zur Bundesversammlung in Oberhaun waren ebenfalls Vorstand und Schriftführer benannt. - Zur Hochzeit unseres Sangesbruders Horst Lautenschläger brachte der Verein ein Ständchen mit den Liedern „Nur in des Herzens...“ und „Süß Liebe liebt den Mai“ an das sich eine gemütliche Nachfeier im Vereinslokal anschloß. - Die Weihe der neuen Glocken konnte der Verein mit den Chören „Die Himmel rühmen“ und „Heilig, heilig“ umrahmen. - Sangesbruder Karl Best, der durch seine Versetzung nach Darmstadt von uns schied, brachten wir am 28. April ein Abschiedsständchen mit „Morgen muß ich fort von hier“ , „Die Glöcklein der Herden“ und „Süß Liebe liebt den Mai“. In einer von ihm gegebenen Abschiedsfeier im Vereinslokal konnte dem Scheidenden noch manches Lied gewidmet werden. - Zur Hochzeit unseres Sangesbruders Karl Webert sang der Verein zur Trauung in der Kirche „Nur in des Herzens...“ und „Hör uns“. Karl Webert wünschte, daß der Verein mit ihm zusammen Hochzeit feiern sollte und in einer reichhalti- gen und würdigen Feier verlebte der Verein im Vereinslokal einige schöne Stunden, in denen noch manches Hoch und manches schöne Lied erklang. - Mit den Liedern „O Schutzgeist manches Schönen“ und „Im schönsten Wiesengrunde“ konnte der Verein sein passives Mitglied Valentin Lotz (Ehrenmitglied) zu seinem 70. Geburtstag ehren. Eine von ihm veranstaltete Feier im Vereinslokal schloß sich an. - Der 26. Mai führte den Verein nach Kruspis, um dortan als Patenverein zur Fahnenweihe des MGV Holzheim-Kruspis mitzuwirken. Zur Weihe sang unser Verein „Die Himmel rühmen...“ und „Laß deine schönsten Melodien...“ .In echter und brüderlicher Sängerkameradschaft verliefen die schönen und eindrucksvollen Stunden leider allzuschnell. - Der MGV „Harmonie“ Steinbach hatte aufgrund alter Freundschaft unseren Verein zu seinem Jubiläumsfest eingeladen. Leider beeinträchtigte das schlechte Wetter Vieles von dem Schönen, das mit dem Sängerfest verbunden war. - Das Bundesfest des Sängerbundes „Eintracht“, zu dem am 19. Mai die Probe unseres Bezirks im Saale Fürstenberg stattfand, war am 3. Juni in Oberhaun. Der Verein sang im Vereinssingen am Morgen „Wer hat dich du schöner Wald“ und „Heimweh“. Die beiden Chöre wurden gut vorgetragen und fanden lebhaften Beifall. In fröhlicher Harmonie und Lebensfreude waren die schönen Stunden bald vorüber und allzuschnell wurde zur Heimfahrt aufgerufen. - Zum 40jährigen Jubiläumsfest des Sportvereins 1911 Rhina nahm der Verein am Kommers mit mehreren Liedern teil. Zur Kranzniederlegung am Ehrenmal sang der Verein „Ich hat einen Kameraden“. Sangesbruder und Schriftführer Heinrich Lotz als Mitbegründer des Fußballvereins sprach Worte des Gedenkens an die gefallenen Sportkameraden. Der Verein beteiligte sich am Festzug und verschönte das Sportfest mit den Liedern „Auf ihr Brüder“ und „Morgens im Walde“ (gemeinsam mit dem MGV Holzheim-Kruspis). - Auch im Sommer gab es diesmal keine Ruhepause, denn am 12. August mußte zum Bundessängerfest des Südbezirks in Burghaun angetreten und das Können des Vereins von neuem unter Beweis gestellt werden. Die beiden Chöre unseres Vereins beim Morgensingen“Liebesklage“ und „Wenn die Quellen silbern fließen...“ waren gut. Die Gesamtleistungen fast aller Bundesvereine standen in Burghaun auf einer beachtlichen Höhe. - Zur Hochzeit des Sangesbruders Heinrich Will am 1. September sang der Verein zur Trauung in der Kirche zu Neukirchen „Nur in des Herzens...“ und „Hör uns“. Am Abend sammelten sich die Sänger im Vereinslokal um im Auftrag des jungen Ehemannes die Hochzeit zu feiern und zu begießen. - Ein jahrelanges Wünschen und Sehnen konnte zur Freude aller nun endlich mal Wirklichkeit werden. Der Verein hatte eine Sängerfahrt zum Edersee beschloßen. Am frühen Morgen des 16 Sept. bestieg eine frohe Sängerschar mit Angehörigen die Busse , um einen herrlichen Tag zu verleben. Erst um 9 Uhr am Abend kamen wir wieder in der Heimat an . Allen, die daran teilnahmen, wird dieser Ausflug noch lange in Erinnerung bleiben. - Daß auch die Gesangvereine unsere noch in Kriegsgefangenschaft weilenden Brüder nicht vergessen haben und durch das Lied mit ihnen verbunden sind, zeigte die eindrucksvolle Kriegsgefangenen-Gedenk- stunde am Totensonntag im Saal Fürstenberg in Neukirchen, bei der der Verein durch die Lieder „Heimweh“ und „Laß mich zurück..“ mitwirken konnte. - An einer außerordentlichen General- versammlung, die der Sängerbund „Eintracht“ zum 12. Dezember – zur Beratung über die Abhaltung eines Wertungssingens – einberufen hatte , nahmen der Vorsitzende und der Schriftführer teil. - Am Heiligen Abend sang der Verein in der Kirche die beiden Chöre „Ringsum welch einsam Schweigen“ und „Winternächtges Schweigen“. - Zur Hochzeit von Karl Doll am 28. Dezember brachte der Verein diesem ein Ständchen mit „Ich suche dich...“ und „Heut hab ich die Macht allhier“. Hieran schloß sich eine von ihm veranstaltete Feier im Vereinslokal an. - Ein Jahr voll schöner Erlebnisse, ein Jahr, in dem uns unser deutsches Lied manche schöne Stunde geschenkt hat, ist vorüber. Dankbar wollen wir Rückschau halten, aber auch dankbar wollen wir sein, daß es uns vergönnt war , ungestört und mit voller Hingabe einem unserer schönsten und höchsten Volksgüter zu dienen und an ihnen zu arbeiten. - Wenn wir heute einmal zurückdenken an die Zeit, wo wir nicht singen konnten, wo die grausame Macht des Krieges es uns nicht gestattete dem Schönen zu dienen, dann muß sich uns allen die Frage aufdrängen.“Haben wir Sänger auch im vergangenen Vereinsjahr das Geschenk der Freiheit unseres Gesangs zu würdigen verstanden? Haben wir dieses Geschenk der Freiheit auch richtig genützt?“ Laßt uns deshalb mit dem Vorsatz in das neue Jahr hinüberschreiten, mit neuem und vollem Einsatz unserem deutschen Lied und damit dem Wahren, Guten und Schönen zu dienen. Dann wird uns auch der Erfolg nicht versagt bleiben und dann werden wir alle uns wieder treffen, um neue Kraft und neue Freude für die Erfüllung unserer Pflichten und Lebensaufgaben zu finden.

 

Rhina, den 12. Januar 1952
Der Schriftführer
Heinrich Lotz

 

wird bestätigt: 
1. Vorsitzender
Ernst Maul

Der Rhinabach wird 1953 reguliert. Mit der Messlatte, Bauunternehmer Valentin Henning aus Neukirchen

Im Wahljahr 1952 wurden die folgenden Personen zur Verwaltung der Gemeinde gewählt:

 

Bürgermeister: Karl Fischer
1. Beigeordneter: 
Otto Kassner
2. Beigeordneter: Friedrich Kemmler
Gemeindevertreter: Adam Hofmann, Heinrich Maul, Andreas Eidam, Heinrich Henning, Willi PatzerKarl Struth

 

Am 5. Mai 1952 beschlossen die Gemeindevertreter einstimmig, die geplante Regulierung des Rhina-Baches.

 

Am 5. Mai 1952 beschlossen die Gemeindevertreter einstimmig, die geplante Regulierung des Rhina-Baches nach einem vom Wasserwirtschaftsamt Fulda aufgestellten Plan in einem Bauabschnitt vorzunehmen. Dazu schreibt Bürgermeister Fischer: „Die Bachregulierung wurde mit 132.000 DM veranschlagt: 100.000 DM Beihilfe vom Land Hessen, 32.000 DM Kredit vom Arbeitsamt, Zinsen 2 1/2 %, Rückzahlung jährlich 2000 DM, Laufzeit 15 Jahre (Beschluss am 12. Juli 1952).“ Die Arbeiten wurden am 28. Juni 1952 an die Firmen Henning und Brehm vergeben. Das Dorf bildete einen Überwachungs-ausschuss aus mehreren Personen, der die Arbeiten kontrollieren sollte. Am 13. September 1952 wurde der Bau einer Brücke (bei Hofmann-Lübeck) beschlossen. Der Antrag von Ferdinand Becker auf Erbauung eines Steges zu seinem Hof wurde dagegen abgelehnt. Am 18. September 1952 wurde diese Entscheidung wieder aufgehoben, und man beschloss jetzt die Errichtung von zwei Brücken. Gleichzeitig wurden 500 „Tagewerke“ Arbeit angefordert. Die Fa. Lotz/Rhina erhielt am 4. Oktober 1952 den Zuschlag für die Errichtung des Bachgeländers. Hinsichtlich des Hand und Spanndienstes wurde ein Betrag von 7,50 DM für den Hand- und 15 DM für den Spanndienst festgelegt.


Am 5. Juli war der Gesangverein zu einem Burgfest nach Oberstoppel eingeladen.

 

22. Jahresbericht des Männergesangvereins

 

Das Sängerjahr 1952 war wiederum ein Jahr intensiver und reger Sängerarbeit. Die Übungsstunden wurden wieder regelmäßig abgehalten und nur durch die Sommerpause unterbrochen.. Die Mitgliederzahl hat sich erhöht und mit besonderem Stolz darf festgestellt werden, daß sich der Verein in seiner Form und seinen gesanglichen Leistungen besonders gefestigt und gute Fortschritte gemacht hat, welches neben der Hingabe und der Disziplin der Sänger wohl in erster Linie das Verdienst unseres rührigen und allzeit einsatzbereiten Chormeisters Herrn Lehrer Dippel zu danken ist. Ihm sei auch an dieser Stelle der Dank des Vereins. Ein besonderes Zeugnis und ein Markstein in der Geschichte des Vereins war die Teilnahme am ersten Wertungssingen des Sängerbundes „Eintracht“ nach dem Kriege. Nachdem dieses von der Delegiertenversammlung des Bundes am 12. Dezember 1951 beschlossen war, wurde mit besonderem Fleiß an dem hierfür bestimmten Pflichtchor „Des Liedes Heimat“ und dem selbstgewählten Chor „Hohe Stunde“ von Ernest du Vinage geübt und gearbeitet. Am 23. März war der große Tag gekommen, an dem auch unser Verein im Saale der Gastwirtschaft Altstadt in Burghaun sein Können unter die Kritik und die Beurteilung eines berufenen Musik- und Gesangssachverständigen stellen sollte. Als Wertungsrichter war Herr Musikdirektor Petsch aus Bad Hersfeld bestellt. Unsere dortigen Leistungen waren gut und wurden in der von W. Richter schriftlich zugestellten Kritik besonders anerkannt und der Vortrag unseres selbstgewählten Chores „Hohe Stunde“ besonders hervorgehoben und gewürdigt. Wie für alle so hat sich auch für unseren Verein der Beweis ergeben, daß das Wertungssingen wohl eine der besten Schulen ist, die gesanglichen Leistungen eines Vereins wirkungsvoll zu fördern und voranzutragen. Von besonderem Wert ist es auch, daß die im Wertungssingen vorgetragenen Chöre durch Tonbandaufnahme und Schallplatte für den Verein hörbar erhalten bleiben. - Die weitere Tätigkeit des Vereins im vergangenen Jahr zeigte sich in seinen mannigfaltigen Auftritten in der Öffentlichkeit. So konnte am 3. Februar dem Vater unseres Sangesbruders Walter Knapp zum 80. Geburtstag ein Ständchen mit den Liedern „Heilig, heilig“ und „Ich suche dich“ dargebracht werden. Ergriffen und mit sichtlicher Rührung und Freude dankte der Jubilar dieser Ehrung. – Zur Hochzeit von Sangesbruder Heini Rohrbach sang der Verein zur Trauung in der Kirche „Hör uns“ und „Ich suche dich“. - Mit viel Liebe und Sorgfalt war vom Vorsitzenden Ernst Maul, dem stellvertr. Schriftführer Franz Leimert und ihrem Vergnügungsstab ein schöner, inhaltsvoller und abwechslungsreicher Familienabend für den 23. Februar vorbereitet worden, der durch die humorvolle Ansage von Franz Leimert, durch die „Fidele Gerichtssitzung“ usw. unter Mitwirkung von Pianist Wachtmeister Ries einen schönen Verlauf und viel Freude und Heiterkeit bescherte. Eine reichhaltige Verlosung und eine gemütliche Kaffeetafel vervollkomm- neten den wohlgelungenen Abend. - Am 3. April war es dem Verein zum 12. Mal vergönnt, zur Verschönerung einer Diamantenen Hochzeit , die die Eltern unseres Vorsitzenden Herr und Frau Kaspar Maul begehen konnten, mitzuwirken. Der Verein umrahmte die kirchliche Feier mit den Chören „Heilig, heilig“ und „Ich suche dich“. - Kaum war dieser Tag der Hochzeit vorüber rief die Ehrenpflicht unsere Sänger zum Leid. Am 8. April gab der Verein seinem lieben Ehrenmitglied Valentin Lotz, der im 71. Lebensjahr nach kurzen Krankentagen unerwartet von uns schied , das letzte Geleit. Der Verein sang am Hof „Stumm schläft der Sänger“. Unter Vorantritt der Sängerfahne trugen ihn seine Sangesbrüder zur letzten Ruhestätte, um dortan mit dem Chor „Ruhig ist des Todes Schlummer“ Abschied von ihm zu nehmen. Der Vorsitzende grüßte nocheinmal den entschlafenen Sangesfreund und legte als äußeres Zeichen des Dankes für seine Treue, die er seit Gründung des Vereins erwiesen hat, als letztem Gruß einen Kranz nieder. - Zur Hochzeit von Sangesbruder Hans Doll sang der Verein in der Kirche „Heilig, heilig“ und „Ich suche dich“. - Wie alljährlich war es auch im vergangenen Jahr dem Verein eine selbstverständliche Pflicht und Freude seinem verehrten Chormeister zum Geburtstag ein Ständchen zu bringen. Umgeben von nächtlicher Stille erklangen „Es lag eine Krone...“ und „Wenn die Quellen...“. - Am 31. Mai nahm der Verein an der Bezirksprobe des Bundes in Neukirchen teil. - Bald war auch der 8. Juni herangekommen und gesanglich gut ausgerüstet ging es am gleichen frühen Morgen über den Berg zum Bundessängerfest nach Holzheim. Ein festlich geschmücktes Dorf und ein schöner Festplatz empfingen unsere Sänger. Im Singen der Bundesvereine erzielte der Verein mit den Chören „ Es war ein König in Thule“ und „Lützows wilde Jagd“ einen guten Erfolg. Harte und ernste Arbeit von Chormeister und Sängern brachte hier einen wohlverdienten Lohn. Bei dem Vortrag der Bundeschöre „Des Liedes Heimat“ und „Morgen im Walde“ war der Verein vollzählig beteiligt. Nach einem schönen Festzug und nach einigen schönen Stunden im frohen Sängerkreise wanderten die müden Sänger gegen Abend heimwärts. - Der 14. Juni fand unsere Sänger wieder bei einer Hochzeit. Sangesbruder Ernst Meuer wurde zur Trauung in der Kirche von Neukirchen „Hör uns“ und „Ich suche dich“ dargebracht. - Eine besondere Freude und Erfüllung einer Ehrenpflicht war es wohl allen Sängern als sie ihrem früheren aktiven Sänger und jetzigem Ehrenmitglied Heinrich Wagner zum 70. Geburtstag ein Ständchen bringen konnten. Das von ihm noch mitgeübte und gesungene Heimatlied „Im schönsten Wiesengrunde“ und „ Nimm deine schönsten Melodien“ waren unserem Jubilar eine schöne Freude. - Am 5. Juli war der Verein zu einem Burgfest nach Oberstoppel eingeladen. Es nahmen 22 Sänger teil. Vorgetragen wurden „Lützows wilde Jagd“ und mehrere andere Chöre. - Unter fleißigem Üben und reger Sängertätigkeit war der 13. Juli, das Sängerfest in Petersberg herangekommen. Wie in Holzheim so war auch hier der Verein trotz der geringen Zeitspanne wohl vorbereitet. In den frühen Morgenstunden ging es mit dem Bus in das schön gelegene Petersberg. Frohe und festliche Stimmung empfing auch dortan unsere Sänger. Nach der Probe des Bundesliedes wurden im anschließenden Vereinssingen die beiden Chöre „Morgenwandlung“ und „Heimatglocken“ vorgetragen. Diese fanden großen Anklang. - Nach der Sommerpause hatte der Vorsitzende zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 16. August eingeladen. Es wurde beschlossen ,daß am 23. August der 1. Spatenstich zur Schaffung des Ehrenmals getan werden sollte. Auch über das Winterprogramm wurde eine Aussprache durchgeführt. - Am 12. September konnte der Verein seinen Sangesbruder Andreas Eidam ehren und ihm zu seinem 25. Arbeitsjubiläum bei der Fa. Rechberg mit den Chören „Heimatglocken“ und „Morgenwandlung“ ein Ständchen darbringen.. - Ein außergewöhnlicher Tag und der erste in seiner Art war der Bußtag. Unter vollzähliger Beteiligung aller Sänger besuchte der Verein an diesem Tage seinen Sangesbruder Hans Rohrbach , der in Folge eines Beinbruchs im Krankenhaus Fulda weilte. Eine Reihe von Chören, die mit „Ich suche dich“ begannen und mit einem Heimatlied endeten brachten große Freude. - Der Totensonntag war wie üblich dazu bestimmt, all unserer Entschlafenen zu gedenken. Der Verein sang am Friedhof „Trittst im Morgenrot daher...“ und „Stumm schläft der Sänger“. - Am Heiligabend sang der Verein wie alljährlich zum Gottesdienst die Weihnachtslieder „Winternächtges Schweigen“ und das „Waldkirchlein“. Die Weihnachtsfeier am 1. Feiertag war für alle ein schönes Erleben. Zu Beginn gedachte der Vorsitzende zunächst der Hochzeit von Sangesbruder Walter Knapp, der diese Anfang Dezember in Hersfeld beging. Er brachte ihm die Glückwünsche des Vereins. Anschließend wurden unter dem brennenden Lichterbaum abwechselnd Gedichte, Lieder und Musikstücke zu Gehör gebracht. Eine schöne Kaffeetafel füllte den Abend. Eine durchgeführte Verlosung brachte viel Freude und Heiterkeit.

So ist ein Jahr voll schöner und erfolgreicher Arbeit am deutschen Lied vorübergegangen. Dank des unermüdlichen Wirkens von Chormeister und Sängern aber auch nicht zuletzt dank des erfreulichen Zuwachses von Mitgliedern unter Führung von Lehrer Werner wurde vieles gewonnen und erreicht. Auch unser Verein darf auf das vergangene Jahr mit einem stolzen Bewußtsein Rückschau halten – an der Erhaltung und Erneuerung eines heiligen, deutschen Volksgutes, dem deutschen Lied, seine Pflicht getan zu haben. Auch im vergangenen Jahr war uns unser Lied eine sprudelnde Quelle reich an Kraft und Freude.

Mit dem Bekenntnis auch im kommenden Jahr in Treue und Liebe dem deutschen Lied zu dienen und mit dem schönen Vorsatz auch durch das Lied unserer Heimat, unserem geliebten Volke und uns selbst zu dienen schreiten wir Sänger voll Hoffnung und Zuversicht ins neue Jahr.

 

Rhina, den 24. Januar 1953 
Der Schriftführer
Heinrich Lotz

 

wird bestätigt: 1. Vorsitzender

 

Chronik folgt...